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Heavenly Man

Die atemberaubende Geschichte
von Bruder Yun

Erzählt von Paul Hattaway

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Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel
„The Heavenly Man“ bei Piquant, Carlisle/Großbritannien 2003

Deutsch von Ulrike Zellmer

8. Auflage 2011

Inhalt

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Geleitwort zur englischen Ausgabe

Vorwort zur englischen Ausgabe

Einleitung

1. Bescheidene Anfänge

2. Ein Hunger wird gestillt

3. „Geh nach Westen und nach Süden“

4. Gott segnet meine ganze Familie

5. Der Weg in der Verfolgung

6. „Der Gott von Petrus ist dein Gott“

7. Gott will mein ganzes Herz

8. „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin“

9. Durch das Tal des Todes

10. Die furchtbare Prüfung

11. Das Ende der Fastenzeit

12. Gott schenkt mir einen Sohn und viele Brüder

13. Eine kostbare Seele vom Herrn

14. Hoffnung für die Zukunft

15. Ein Friedhof voller Dornen

16. Gott erweist seine Ehrfurcht gebietende Macht

17. Wieder im Gefängnis

18. Ein schmerzlicher Familienbesuch

19. Gottes „Öltankstelle“

20. Der Weg zum Einssein

21. Zum dritten Mal im Gefängnis – Tiefpunkt meines Lebens

22. Eine wundersame Flucht

23. Ich verlasse den Bambusvorhang

24. „Zurück nach Jerusalem“

25. Vier Jahre im Westen – ein Rückblick

26. Eine neue Art von Verfolgung

27. Eine plötzliche Änderung der Pläne

28. Ein Samen in der Erde

29. Eine Zukunft so hell wie die Verheißungen Gottes

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Bruder Yun in China. Heute ist er als Pastor im Reisedienst beim Aktionskomitee für verfolgte Christen (AVC) tätig und wohnt in Deutschland. Auch hier erlebt er Angriffe, aber damit hat er gelernt zu leben.

Vorwort zur deutschen Ausgabe

Wer hätte gedacht, als Hudson Taylor vor 150 Jahren in China eintraf, dass die Kirche in China einmal so groß werden würde, wie wir es in diesem Buch lesen! Das Erleben von Bruder Yun mit Gott ist gewaltig und erinnert in manchen Teilen an die Zeit der Apostelgeschichte oder an Pionier- und Erweckungszeiten in der Missionsgeschichte, in denen Zeichen und Wunder immer vermehrt aufgetreten sind. Wenn dann der Glaube richtig Fuß gefasst hatte, ließen diese spektakulären Zeichen meist nach. Nach Yun sind die größten Wunder aber nicht Heilungen, sondern wenn Menschen durch das Evangelium gründlich verändert werden, und das geschieht weltweit.

Einiges im Leben von Yun ist für uns im Westen eher schwer nachvollziehbar und hat mit der individuellen Führung Gottes zu tun. Manches kann nur auf dem chinesischen Hintergrund richtig verstanden werden.

Sein Bericht gibt uns jedoch ein überwältigendes Beispiel für Gottes Treue und Barmherzigkeit, wie er eine Familie durch viel Leiden hindurch getragen und treu erhalten hat. In keiner Weise sollen darin Menschen verherrlicht werden, sondern Jesus Christus allein gehört die Ehre. So berichtet Yun auch offen von verschiedenen Fehlern und wie er lernen musste, seine Familie nicht zu vernachlässigen, die ebenfalls wie viele Angehörige verfolgter Christen durch tiefes Leid ging. Eindringlich warnt er die Verkündiger im Reich Gottes, dass nicht der Dienst wichtiger werde als die Liebe zu Gott und zur Familie. Bruder Yun berichtet, wie er sich eine Zeit lang immer mehr auf sein „vorbildliches“ Tun konzentrierte und dabei immer weniger darauf achtete, was Gott eigentlich von ihm wollte. So möchte ich nach dem Lesen dieses Buches lernen, noch viel bewusster in der Abhängigkeit von Gott zu leben, denn: „Gehorsam ist besser als Opfer!“ (1. Samuel 15,22).

Yun hat das Leiden nicht gesucht, sondern ist ihm, wenn möglich, ausgewichen. Sein Ziel ist es, in jeder Lage das Evangelium zu verkündigen. Andererseits predigt er keine Erfolgstheologie, obwohl die Kirche in China ein gewaltiges Gemeindewachstum erlebte, sondern lehrt klar, dass Nachfolge Jesu mit viel Leiden verbunden sein kann.

Yuns Zeugnis wurde mit Blut und Tränen geschrieben, aber wir finden darin kein Selbstmitleid. Im Gegenteil, Yun sieht im Leiden immer wieder einen spezifischen Auftrag von Gott für eine ganz bestimmte Zeit. Wie Yun selbst seine Vorbilder hatte, so ist auch er uns zum Vorbild geworden: durch sein Vertrauen auf Gott trotz Leiden, durch seine Liebe zum Wort Gottes, durch seine ausgewogene Lehre, seinen Mut und seine große Hingabe für den Bau von Gottes Reich. Er hat auch immer wieder versucht, Christen mit ganz verschiedenem Hintergrund zusammenzubringen. Dieses Buch spornt uns an, von Bruder Yun zu lernen, ihn und seine Methoden jedoch nicht zu kopieren, denn Gott führt unterschiedlich!

Auch in China leitet Gott nicht alle Christen den gleichen Weg. Die einen sehen sich in die Hauskirchen geführt, andere in die offizielle Drei-Selbst-Kirche (TSPM). Gott gebraucht beide auf ihre Weise. Es wäre falsch, sie gegeneinander auszuspielen.

Möge dieser Tatsachenbericht auch im deutschen Sprachraum vielen Christen zum Ansporn werden, im Alltag konsequent Jesus nachzufolgen und noch viel bewusster mit ihm zu rechnen, auch wenn es nicht so spektakulär zugeht wie in dieser Geschichte.

Armin Keller
Missionsleiter, Zürich

Geleitwort zur englischen Ausgabe

Über tausend Jahre lang hat das Evangelium von Jesus Christus China beeinflusst, durch viele Höhen und Tiefen, mit Siegen und Niederlagen.

Im Jahr 1949 begann die Christenverfolgung in China; seither haben die Gemeinden unter vielen Angriffen gelitten. Bis 1958 hatte die Regierung alle sichtbaren Kirchen geschlossen. Maos Frau, Jiang Qing, sagte zu ausländischen Besuchern: „Das Christentum ist in China in die historische Abteilung des Museums verbannt worden. Es ist tot und begraben.“ In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts berichtete eine christliche Delegation aus den USA: „In China gibt es keinen einzigen Christen mehr.“

Am Anfang der Bibel, in 1. Mose 1,2 lesen wir: „Noch war die Erde leer und ohne Leben, von Wassermassen bedeckt. Finsternis herrschte, aber über dem Wasser schwebte der Geist Gottes.“ So sah es zu dieser Zeit auch in der chinesischen Kirche aus. In jenen Tagen wagte niemand zu verkünden: „Jesus ist der Herr.“ Die Kirche war wie vom Erdboden verschwunden, war im Grunde nicht mehr vorhanden.

„Da sprach Gott: ‚Licht soll entstehen!‘, und es wurde hell. Gott sah, dass es gut war. Er trennte das Licht von der Dunkelheit“ (1. Mose 1,3–4). Glücklicherweise dienen wir einem Gott, der die Toten zum Leben erwecken kann! Ich glaube, dass Gott es bewusst zuließ, dass die atheistische Regierung die alte Struktur der chinesischen Kirche zerstörte, damit er sie nach seinen eigenen Vorstellungen wieder aufbauen konnte. Er hat ganz klein angefangen und etwas so Großes daraus gemacht!

Die einfache Tatsache, dass die chinesische Kirche heute zigmillionen Mitglieder zählt, ist nicht nur ein Zeichen für die Existenz Gottes, sondern auch für seine unvergleichliche Macht.

In den siebziger Jahren ist die chinesische Kirche wie eine Rosenknospe aufgeblüht, die lange Zeit geschlossen gewesen war, und hat der Welt wieder ihre Schönheit und ihr Leben enthüllt. Zu dieser Zeit begegnete ein junger Mann im südlichen Teil der Provinz Henan Jesus Christus und verpflichtete sich, ihm als Herrn und Meister nachzufolgen. Gott hat sich seiner auf eine ganz außergewöhnliche Weise bedient.

In nahezu dreißig Jahren harter Prüfungen hat Bruder Yun erlebt, wie die Gnade des Herrn über seinem Leben ausgegossen und zu einem Segen für viele wurde. Er ist einer von Gottes auserwählten geistlichen Leitern für diese Zeit, ein großer Kämpfer und treuer Arbeiter im Dienst des Evangeliums. In seinem Dienst geschahen viele Zeichen und Wunder, die bezeugen, dass er ein Apostel des Glaubens ist (2. Korinther 12,12). Er ist absolut integer und von lauterem Charakter, ein edel gesinnter Mann und ein guter Ehemann und Vater. Die Freude des Herrn ist Bruder Yuns Stärke. Sein ansteckendes Lächeln erhellt einen ganzen Raum.

Nach der Lektüre von Bruder Yuns Buch war ich tief bewegt. Ich bedauerte, diesen lieben Bruder nicht schon länger als die zwanzig Jahre zu kennen, die wir in China Hand in Hand gearbeitet haben.

Ich bezeuge, dass jede Episode in diesem Buch wahr ist. Viele Ereignisse, die auf diesen Seiten beschrieben werden, habe ich persönlich miterlebt. Ich fühle mich sehr geehrt, Bruder Yuns engster Freund und Mitstreiter zu sein. Auch wenn er mich immer als geistlichen Vater und als seinen Pastor respektiert hat, empfinde ich auch für ihn Achtung. Als ich heiratete, bat ich Bruder Yun, die Trauung zu halten und meine Frau und mich zu segnen.

Mit einem Herzen voller Dankbarkeit gegen Gott habe ich dieses Buch gelesen und empfehle es wärmstens als ein wahres Zeugnis für die großen Dinge, die Gott in der Kirche Chinas getan hat.

Xu Yongze, Gründer und Leiter der Sinim-Gemeinschaft
der Hauskirchenleiter in China

Vorwort zur englischen Ausgabe

Mit Freude habe ich Bruder Yuns Buch in einem Zug durchgelesen und dabei in meinem Herzen und meiner Seele eine große Erregung gespürt. Ich fühlte mich in jene stürmischen Zeiten zurückversetzt; viele kostbare Erinnerungen wurden in mir wach.

Bruder Yun und ich wurden in derselben Gegend geboren. Wir gingen in dieselbe Kirche und brachten Seite an Seite die Ernte ein. Wir weinten, lachten und predigten zusammen. Wir wurden miteinander abgelehnt. Wir aßen und schliefen unter freiem Himmel und hielten durch dick und dünn zusammen. Wir liebten uns wie Blutsbrüder.

Yun und ich arbeiteten viele Jahre lang zusammen, bis wir in Nanyang verhaftet wurden. Im Gefängnis steckte man uns in getrennte Zellen, doch wir riefen laut durch die Gänge und hofften, der andere würde es hören und daraus Mut schöpfen. Wir versuchten, uns gegenseitig Zettel zukommen zu lassen, um einander im Glauben zu stärken.

Yuns Zeugnis ist mit Blut und Tränen geschrieben. Er hat auf seinem Weg viele bittere Kämpfe ausfechten müssen. Doch statt sich zu beklagen und zu murren, hat er gelernt, alle Hindernisse auf seinem Weg vor Gott im Gebet anzugehen.

Chinesische Christen erinnern sich an Yun als einen tapferen Mann, der oft auf Knien betet und seine Hände in Dankbarkeit zum Herrn hebt, während ihm Tränen über die Wangen laufen. Nach vielen unerträglichen Situationen öffnete Gott nicht nur das eiserne Gefängnistor für Yun, sondern gebraucht ihn auch als Segen für die chinesischen und westlichen Kirchen in diesem neuen Jahrhundert.

Bruder Yun hat die Gabe, mit Christen aus unterschiedlichen Hintergründen Kontakt zu knüpfen und sie behutsam zusammenzuführen. Gott hat ihn wie einen Faden benutzt, um Teilstücke von verschiedenen Farben zu einem wunderschönen Tuch zusammenzufügen. In den vergangenen Jahren haben Bruder Yun und ich uns einander entfremdet, da unsere Lebenswege in verschiedene Richtungen verliefen, und manchmal habe ich ihn gar aus der Ferne gerügt. Doch als ich erfuhr, wie Gott ihn gebrauchte und wie er treu seinen Weg ging, konnte ich ihn nur bewundern und vor Scham und Selbstvorwürfen erröten.

Ich habe in der chinesischen Kirche viele Diener Gottes mit großer Vollmacht und Autorität erlebt. Aber in Bruder Yun habe ich einen Diener Jesu gesehen, der immer demütig und sanft handelte und so das Herz des Menschensohnes widerspiegelte, der nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben.

Ich bete darum, dass Sie – wie ich – Freude an diesem Buch haben und es als eine Herausforderung erleben.

Zhang Rongliang
Fangchen-Hauskirche, China

Einleitung

An einem warmen Septemberabend versammelte sich eine kleine Gruppe von Christen auf dem internationalen Flughafen von Bangkok in Thailand, um Bruder Yun zu empfangen. Mehr als acht Monate waren vergangen, seit wir sein lächelndes Gesicht zum letzen Mal gesehen hatten. Im Januar 2001 war er das letzte Mal verhaftet worden. In den ersten paar Tagen seiner Haft prügelte man ihn fast zu Tode. Dann wurde er zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.

Gelegentlich gelangten Nachrichten aus dem Gefängnis zu seinen besorgen Freunden auf der ganzen Welt. Eine lautete: „Gott hat mich an diesen Ort geschickt, um für ihn Zeugnis abzulegen. Hier gibt es viele Menschen, die Jesus brauchen. Ich werde genau so lange im Gefängnis bleiben, wie Gott es bestimmt hat. Ich werde es nicht einen Augenblick eher verlassen, und ich werde keinen Augenblick länger hier bleiben. Wenn Gott bestimmt, dass mein Dienst im Gefängnis beendet ist, dann komme ich heraus.“

Wunderbarerweise wurde Yun, nach Gottes vollkommenem Plan, nach nur sieben Monaten und sieben Tagen entlassen.

Jetzt warteten wir am Flughafen und hofften auf seine Ankunft. War er womöglich krank, erschöpft und still geworden nach seinen entsetzlichen Qualen?

Plötzlich erschien Yun in der Ankunftshalle. Sein Gesicht strahlte und er lachte: „Ehre sei Gott! Halleluja!“ Wir hielten uns an den Händen und neigten den Kopf zum Dankgebet, während erstaunte Passagiere an uns vorbei zu den Abfertigungsschaltern eilten.

Bruder Yun ist in ganz China als „Heavenly Man“, „Mann des Himmels“ bekannt. Dieser Spitzname rührt von einem Ereignis im Jahr 1984 her, als er sich weigerte, den Behörden seinen wirklichen Namen zu nennen. Wenn er seine wahre Identität preisgegeben hätte, hätte er die Christen vor Ort in Gefahr gebracht. Die Leute vom Büro für Öffentliche Sicherheit drohten ihm und schlugen ihn, damit er seinen Namen und seine Adresse verriet. Als Antwort rief Yun aus: „Ich bin ein Mann des Himmels! Meine Heimat ist im Himmel!“ Die Christen am Ort, die immer noch in einem nahe gelegenen Haus versammelt waren, hörten sein Geschrei und wussten, dass er sie vor einer Gefahr warnen wollte. Sie flohen und entgingen so der Verhaftung. Aus Achtung vor seinem Mut und seiner Liebe für den Leib Christi nennen die Christen in den chinesischen Hauskirchen Yun bis heute „Mann des Himmels“.

Trotzdem – Yun gibt jederzeit zu, dass er Züge an sich hat, die ganz und gar nicht himmlisch sind! Wie wir alle kämpft er gegen Versuchungen und Schwächen, und er begreift zutiefst, dass er nichts aus sich selbst ist, dass nur die Gnade Christi in seinem Leben wirkt. Einmal sagte er zu seiner Frau Deling: „Wir sind absolut nichts. Wir haben nichts, worauf wir stolz sein könnten. Wir haben keine Fähigkeiten und nichts, was wir Gott anbieten könnten. Wenn es ihm gefällt, uns zu gebrauchen, geschieht das nur aus Gnade. Es hat nichts mit uns zu tun. Wenn es Gott gefällt, andere zu seinem Dienst zu erwählen und uns nie mehr zu gebrauchen, hätten wir keinen Grund, uns darüber zu beklagen.“

Oswald Chambers hat einmal geschrieben: „Wenn Sie Gott das Recht über Ihre Person einräumen, wird er aus Ihnen ein heiliges Experiment machen. Gottes Experimente haben immer Erfolg.“ Das trifft ganz sicher auf Bruder Yun zu. Von dem Tag an, als er zum ersten Mal Jesus Christus begegnet ist, wollte er ihm von ganzem Herzen dienen.

Es gibt Lehren und Erfahrungen aus Yuns Leben, die Christen auf der ganzen Welt in ihrer Nachfolge Mut machen können. Bruder Yun berichtet von der Treue und Güte Gottes in seinem Leben. Es ist die Geschichte, wie Gott einen halb verhungerten Jungen aus einem armen Dorf in der chinesischen Provinz Henan benutzte, um die Welt zu erschüttern. Statt von den vielen Wundern oder Leiden zu erzählen, die er erlebt und durchgemacht hat, möchte Yun das Augenmerk auf das Wesen und die Schönheit Jesu Christi zu legen. Er wünscht sich, dass die ganze Welt Jesus so kennen lernt, wie er ihn kennt, nicht als historische, distanzierte Gestalt, sondern als einen gegenwärtigen, liebevollen und allmächtigen Gott.

Als ich Nachforschungen für dieses Buch anstellte, habe ich Dutzende chinesischer Augenzeugen befragt, die die Ereignisse der folgenden Seiten bestätigten. Hin und wieder sind hier auch kurze Beiträge von Deling (Yuns Frau) und von Leitern chinesischer Hauskirchen abgedruckt. Diese Berichte lassen die Leser ein vollständigeres Bild von einigen der Schlüsselerlebnisse in Yuns Leben gewinnen.

Die meisten Beiträge von Deling entstanden, während ihr Mann um des Evangeliums willen im Gefängnis saß.

Jemand hat einmal gesagt: „Es sind nicht die großen Menschen, die die Welt verändern, sondern schwache Menschen in den Händen eines großen Gottes.“ Diejenigen, die Bruder Yun kennen, können bezeugen, dass er ein demütiger Diener Gottes ist, der nicht will, dass irgendein Teil seines Lebens ihm selbst oder anderen Menschen zur Ehre angerechnet wird. Bruder Yun wünscht sich, dass durch seine Geschichte alle Aufmerksamkeit und Ehre dem einzig wahren Mann des Himmels zukommt – dem Herrn Jesus Christus.

Paul Hattaway

1. Bescheidene Anfänge

Mein Name ist Liu Zhenying. Meine christlichen Freunde nennen mich Bruder Yun.

Eines Morgens im Herbst 1999 erwachte ich in der Stadt Bergen an der Westküste Norwegens. Mein Herz war bewegt. Ich hatte in ganz Skandinavien in Kirchen gesprochen, den dortigen Christen von den chinesischen Hauskirchen erzählt und sie eingeladen mitzuhelfen, ganz China und die umliegenden Länder zu evangelisieren. Meine Gastgeber hatten mich gefragt, ob ich das Grab von Marie Monsen besuchen wolle, die eine große lutherische Missionarin in China gewesen war und die Gott von 1901 bis 1932 in mächtiger Weise gebraucht hatte, um die Kirche in verschiedenen Teilen meines Landes zu erwecken. Ihr Dienst war besonders wirksam im südlichen Teil der Provinz Henan, aus der ich stamme.

Frau Monsen war klein von Gestalt, doch eine Riesin im Reich Gottes. Die chinesische Kirche wurde nicht nur durch ihre Worte beeinflusst, sondern auch durch ihren aufopferungsvollen Lebensstil herausgefordert. Sie war eine kompromisslose Nachfolgerin Jesu Christi, ein leuchtendes Vorbild für uns, wie wir für den Herrn auch Leiden ertragen können.

Gott gebrauchte Marie Monsen in mächtiger Weise, ihr Dienst war von vielen Zeichen und Wundern begleitet. Sie kehrte 1932 nach Norwegen zurück, um für ihre alten Eltern zu sorgen. Zu dieser Zeit war ihr Werk in China abgeschlossen, sie kam nie wieder dorthin zurück. Doch ihr Vermächtnis lebt in der chinesischen Kirche bis heute weiter: Ihr kompromissloser Glaube, ihre Leidenschaft und das Beispiel eines veränderten Herzens, das sich ganz und gar der Sache Christi verschrieben hat.

Nun war es mir also vergönnt, ihr Grab in ihrem Heimatland zu besuchen. Als sie in unseren Teil Chinas kam, gab es dort nur wenige Christen und die Kirche war schwach. Heute gibt es Millionen von Gläubigen. In ihrem Namen wollte ich Gott für das Leben dieser Frau danken. Ob wohl ein anderer chinesischer Christ je diese Ehre gehabt hatte?

Unser Wagen blieb vor dem Friedhof stehen. Er lag am Hang eines Hügels in einem engen Tal, durch das ein Fluss floss. Wir gingen ein paar Minuten herum und hofften, ihren Namen auf einem der vielen Hundert Grabsteine zu entdecken. Da wir Monsens Grab jedoch nicht finden konnten, gingen wir zur Friedhofsverwaltung. Der Angestellte dort kannte ihren Namen nicht, also sah er in einem Buch nach, in das die Namen der Toten eingetragen sind, die dort begraben liegen. Nachdem er das Buch durchgeblättert hatte, sagte er uns etwas, das ich nur schwer glauben konnte: „Marie Monsen ist tatsächlich 1962 hier bestattet worden. Doch ihr Grab wurde viele Jahre lang nicht gepflegt. Deshalb ist es heute nur eine leere Parzelle ohne Grabstein.“

In der chinesischen Kultur wird die Erinnerung an die Menschen, die große Dinge getan haben, viele Generationen lang wachgehalten. Daher hätte ich mir nie vorstellen können, dass so etwas geschehen könnte. Die norwegischen Christen erklärten, dass Marie Monsen bei ihnen immer noch in großer Achtung stand und dass sie die Erinnerung an sie auf verschiedene Weise wachgehalten hätten. So hätte man ihre Biografie Jahrzehnte nach ihrem Tod veröffentlicht. Doch für mich war ihr namenloses Grab eine Beleidigung, die wieder gutgemacht werden musste.

Ich war sehr traurig. Mit schwerem Herzen ermahnte ich die norwegischen Christen, die mich begleiteten: „Ihr müsst diese Frau Gottes in Ehren halten! Ich gebe euch zwei Jahre, um ein neues Grab mit einem Grabstein zu errichten, das die Erinnerung an Marie Monsen wachhält. Wenn ihr das nicht tut, werde ich persönlich dafür sorgen, dass einige Brüder den ganzen Weg von China nach Norwegen gehen, um diesen Grabstein zu errichten! Viele Brüder in China sind gute Steinmetze, denn sie haben viele Jahre um des Evangeliums willen in Arbeitslagern verbracht. Wenn ihr euch nicht darum kümmert, werden sie es tun.“

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Ich wurde 1958, im chinesischen Schaltjahr, geboren, als das vierte von fünf Kindern. Ich kam in einem alten, traditionellen Bauerndorf namens Liu Lao Zhuang zur Welt, das im Bezirk Nanyang liegt, im südlichen Teil der Provinz Henan im Norden Chinas.

Henan ist mit fast 100 Millionen Einwohnern Chinas bevölkerungsreichste Provinz. Trotzdem gab es dort, wo ich aufwuchs, viel Platz für mich – viele Hügel, die ich erobern, und Bäume, auf die ich klettern konnte. Das Leben war zwar hart, aber ich erinnere mich auch an fröhliche Zeiten, als ich ein kleiner Junge war.

Alle 600 Einwohner unseres Dorfes waren Bauern, und so ist es bis heute geblieben. Viel hat sich nicht geändert. Meist werden Kartoffeln, Mais und Weizen angebaut. Aber auch Kohl und verschiedene Sorten von Wurzelgemüse.

Unser Haus war eine einfache Konstruktion aus getrocknetem und gepresstem Lehm mit einem Dach aus Stroh. Der Regen fand stets die Löcher im Dach, während im Winter die eisigen Winde durch die Ritzen in den Wänden bliesen. Wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt sank, verbrannten wir Maisblätter, um uns warmzuhalten. Kohle konnten wir uns nicht leisten.

Oft war es im Sommer so heiß und feucht, dass wir in unserem schlecht belüfteten Haus nicht schlafen konnten. So wurden die Betten nach draußen gebracht, und unsere ganze Familie gesellte sich zu den anderen Dorfbewohnern, die in der kühleren Luft im Freien schliefen.

„Henan“ bedeutet „südlich des Flusses“. Der mächtige Gelbe Fluss teilt den nördlichen Teil der Provinz ab. Seine häufigen Überflutungen haben den Menschen, die an seinen Ufern wohnen, jahrhundertelang große Not bereitet. Das wussten wir schon als Kinder, aber für uns war der nördliche Teil von Henan Millionen Meilen entfernt. Unser Dorf lag in den Hügeln des südlichen Teils der Provinz, sicher vor den verheerenden Fluten und insgesamt recht abgeschieden.

Wir waren nur mit der nächsten Ernte beschäftigt. Unser ganzes Leben drehte sich um den Kreislauf von Pflügen, Pflanzen, Bewässern und Ernten. Mein Vater sagte immer, es sei ein Kampf, überhaupt genug Nahrung für uns alle zu gewinnen. In den Feldern brauchte man alle Hände, und so musste ich von klein auf zusammen mit meinen Brüdern und Schwestern mithelfen. Daher kam auch der Besuch der Schule viel zu kurz.

In anderen Teilen Chinas stehen die Bewohner von Henan in dem Ruf, so störrisch wie Esel zu sein. Vielleicht war es diese Sturheit, die die Leute in Henan davon abhielt, das Christentum anzunehmen, als protestantische Missionare es 1884 zum ersten Mal in unsere Provinz brachten. Viele Missionare haben sich ohne großen sichtbaren Erfolg in Henan abgemüht. 1922, nach fast vierzig Jahren missionarischer Bemühungen, gab es nur 12.400 protestantische Christen in der gesamten Provinz.

Diejenigen, die die Religion der „fremden Teufel“ annahmen, wurden in ihrem Umfeld lächerlich gemacht und geächtet. Oft nahm die Opposition auch gewalttätigere Formen an: Christen wurden geschlagen, manche sogar wegen ihres Glaubens getötet. Die Missionare waren großen Verfolgungen ausgesetzt. Sie wurden von vielen Leuten als Werkzeuge des Kolonialismus angesehen, die von ihren jeweiligen Ländern geschickt worden waren, um die Kontrolle über Herz und Geist des chinesischen Volkes zu gewinnen, während ihre Regierungen das Land seiner Naturschätze beraubte.

Die Empörung über die Ausländer erreichte im Jahr 1900 ihren Höhepunkt, als eine Geheimgesellschaft, „die Boxer“ genannt, einen landesweiten Angriff auf Ausländer anzettelte. Die meisten konnten dem Blutbad entkommen, aber viele Missionare befanden sich in entlegenen ländlichen Gebieten im Innern Chinas, weit weg von der Sicherheit der großen Küstenstädte. Die Boxer ermordeten auf brutale Weise mehr als 150 Missionare und Tausende von Chinesen, die Christen geworden waren.

Diese tapferen Menschen, die gekommen waren, um unserem Land aufopferungsvoll zu dienen und uns die Liebe des Herrn Jesus Christus zu bringen, wurden abgeschlachtet. Sie waren gekommen, um uns von Christus zu erzählen und unsere Lebensqualität zu verbessern, indem sie Krankenhäuser, Waisenhäuser und Schulen bauten. Wir haben es ihnen mit dem Tod vergolten.

Danach dachten einige Leute, nach den abschreckenden Ereignissen von 1900 würden nie wieder Missionare nach China kommen. Sie irrten sich.

Am 1. September 1901 legte ein großes Schiff im Hafen von Schanghai an. Eine junge, allein stehende Frau aus Norwegen ging die Laufplanken hinunter und betrat zum ersten Mal in ihrem Leben chinesischen Boden. Marie Monsen gehörte zu einer neuen Welle von Missionaren, die sich, inspiriert von den Märtyrern des vorangegangenen Jahres, dem missionarischen Dienst in China verschrieben hatten.

Monsen blieb über dreißig Jahre. Eine Zeit lang lebte sie auch in unserem Bezirk Nanyang. Dort ermutigte und lehrte sie eine kleine Gruppe chinesischer Christen, die dort entstanden war.

Marie Monsen war anders als die meisten anderen Missionare. Sie schien nicht allzu sehr darauf bedacht, einen guten Eindruck auf die chinesischen Kirchenführer zu machen. Oft warf sie ihnen vor: „Ihr seid alle Heuchler! Ihr bekennt Jesus Christus mit euren Lippen, aber eure Herzen gehören ihm nicht ganz! Tut Buße, bevor es zu spät ist, Gottes Gericht zu entkommen!“ So verkündete sie das reinigende Wort Gottes.

Monsen sagte den Christen, es genüge nicht, sich mit den Lebensberichten von wiedergeborenen Christen zu beschäftigen, sondern sie selbst müssten radikal wiedergeboren werden, um ins Reich Gottes zu kommen. Mit einer solchen Lehre wandte sie sich gegen das reine Kopfwissen und zeigte jedem Einzelnen, dass er für sein eigenes geistliches Leben Gott persönlich verantwortlich sei. Viele Menschen wurden ihrer Sünde überführt, und das Feuer der Erweckung fegte durch die Dörfer im Innern Chinas, wo immer sie hinkam.

In den vierziger Jahren hörte meine Mutter eine andere westliche Missionarin. Auch wenn sie nicht alles verstand, war sie tief beeindruckt von dem, was sie da vernahm. Besonders gern sang sie die Lieder und hörte die biblischen Geschichten, die die kleinen Gruppen von Evangelisten erzählten, während sie im Land umherzogen. Bald begann meine Mutter, in die Kirche zu gehen, und vertraute ihr Leben Jesus Christus an. Sie war damals etwa zwanzig Jahre alt.

1949 wurde China ein kommunistisches Land. Innerhalb weniger Jahre wurden alle Missionare vertrieben, Kirchen wurden geschlossen und Tausende von chinesischen Pastoren kamen ins Gefängnis. Viele verloren ihr Leben. Meine Mutter erlebte mit, wie die Missionare Nanyang in den frühen fünfziger Jahren verließen. Nie hat sie vergessen, dass sie Tränen in den Augen hatten, als sie von ihren bewaffneten Begleitern zur Küste begleitet wurden. Ihr Dienst für den Herrn hatte ein abruptes Ende gefunden.

Allein in der Stadt Wenzhou in der Provinz Zhejiang wurden 1950 neunundvierzig chinesische Pastoren in Arbeitslager nahe der sowjetischen Grenze geschafft. Viele wurden zu bis zu zwanzig Jahren verurteilt, für ihr „Verbrechen“, das Evangelium gepredigt zu haben. Von diesen neunundvierzig Pastoren kehrte nur einer nach Hause zurück, achtundvierzig starben in der Gefangenschaft.

In meiner Heimat Nanyang wurden Gläubige an den Wänden ihrer Kirche gekreuzigt, weil sie Christus nicht verleugnet hatten. Andere wurden an Pferdewagen gekettet und zu Tode geschleift.

Ein Pastor wurde gefesselt und an ein langes Seil gebunden. Die Behörden, aufgebracht, dass der Mann Gottes seinen Glauben nicht verleugnen wollte, zogen ihn mit Hilfe eines improvisierten Krans hoch in die Luft. Vor Hunderten von Zeugen, die gekommen waren, um ihn fälschlicherweise der „Konterrevolution“ zu bezichtigen, wurde der Pastor ein letztes Mal von seinen Verfolgern aufgefordert zu widerrufen. Er rief zurück: „Nein! Nie werde ich den Herrn verleugnen, der mich gerettet hat!“ Das Seil wurde losgemacht und der Pastor knallte auf den Boden.

Die Peiniger untersuchten ihn und entdeckten, dass er noch nicht ganz tot war. So zogen sie ihn ein zweites Mal in die Luft und ließen ihn dann herunterfallen, so dass er vollends starb. In diesem Leben war der Pastor tot, doch er lebt im Himmel weiter als einer, der treu war bis in den Tod.

Das Leben war nicht nur für Christen schwierig. Mao machte ein Experiment, welches der „Große Sprung“ nach vorn hieß und zu einer riesigen Hungersnot in ganz China führte. Es war für die Nation in Wirklichkeit ein großer Sprung zurück. Allein in meiner Provinz Henan starben schätzungsweise 8 Millionen Menschen den Hungertod.

In diesen schwierigen Zeiten zerstreute sich die kleine, junge Gemeinde in meinem Heimatbezirk Nanyang. Die Christen waren wie Schafe ohne Hirten. Auch meine Mutter trat aus der Kirche aus. In den folgenden Jahrzehnten, in denen sie keinerlei Gemeinschaft mit anderen Christen hatte und auch nicht Gottes Wort hörte, vergaß sie das meiste, was sie als junge Frau gelernt hatte. Ihre Beziehung zum Herrn erkaltete.

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Am 1. September 2001 – genau auf den Tag hundert Jahre, nachdem Marie Monsen zum ersten Mal nach China gekommen war, um dort ihre missionarische Arbeit zu beginnen – versammelten sich über dreihundert norwegische Christen auf dem Friedhof von Bergen zur Einweihung und zum Gedenken. Ein schöner neuer Grabstein wurde enthüllt in Gedenken an Marie Monsen, finanziert aus Beiträgen verschiedener Gemeinden und einzelner Christen.

Auf dem Grabstein sah man ein Foto von Monsen und ihren chinesischen Namen. Die Aufschrift lautete:

Marie Monsen 1878–1962
Missionarin in China 1901–1932

Als ich den Christen in China berichtete, dass Marie Monsen wieder einen Grabstein hatte, waren sie dankbar und erleichtert.

Niemals dürfen wir die Opfer der Menschen vergessen, die Gott gebraucht hat, um sein Reich zu errichten. Sie verdienen Ehre und unsere Achtung.

2. Ein Hunger wird gestillt

Hört mir zu, ihr Bewohner der Inseln und ihr Völker in der Ferne! Schon vor meiner Geburt hat der Herr mich in seinen Dienst gerufen. Als ich noch im Mutterleib war, hat er meinen Namen genannt“ (Jesaja 49,1).

Der Herr hat mich im Alter von sechzehn Jahren in seine Nachfolge berufen. Es war das Jahr 1974 und seit 1966 wütete in China die Kulturrevolution.

Zu der Zeit war mein Vater sehr krank. Er litt an einer schweren Form von Asthma, die sich zum Lungenkrebs ausweitete. Dann bildeten sich auch im Magen Metastasen. Der Arzt sagte ihm, dass er nicht geheilt werden könne und bald sterben werde. Meiner Mutter sagte man: „Es gibt keine Hoffnung für Ihren Mann. Gehen Sie nach Hause und bereiten Sie sich auf seinen Tod vor.“ Nacht für Nacht lag mein Vater in seinem Bett und konnte kaum atmen. Da er sehr abergläubisch war, bat er einige Nachbarn, einen taoistischen Priester kommen zu lassen, um die Dämonen aus ihm zu vertreiben, denn er glaubte, er sei krank, weil er die bösen Geister beleidigt habe.

Die Krankheit meines Vaters verschlang unser ganzes Geld, unseren gesamten Besitz und all unsere Energie. Weil wir so arm waren, hatte ich erst zur Schule gehen können, seit ich neun Jahre alt war, und nun musste ich sie mit sechzehn Jahren schon wieder verlassen, weil mein Vater Krebs hatte. Meine Geschwister und ich waren gezwungen, Essen von unseren Nachbarn und Freunden zu erbetteln, um zu überleben.

Mein Vater war Hauptmann in der Armee der Nationalisten gewesen. Weil er gegen die Kommunisten gekämpft hatte, war er bei den anderen Dorfbewohnern verhasst und während der Kulturrevolution Verfolgungen ausgesetzt. Er hatte viele Männer im Kampf getötet und war beinahe selbst ums Leben gekommen. In einem Bein hatte er zwölf Narben von Geschosswunden. Als ich zur Welt kam, nannte mein Vater mich „Zhenying“, das heißt „Held der Garnison“.

Viele fürchteten sich vor meinem Vater. Nachbarn gingen ihm aus dem Weg, weil er ein so hitziges Temperament hatte. Als die Roten Garden während der Kulturrevolution kamen, um ihn anzuklagen, musste er viele harte Verhöre und Schläge über sich ergehen lassen. Er nahm all seinen Mut zusammen und weigerte sich, irgendwelche „Verbrechen“ zuzugeben. Als er gefragt wurde, wie viele Menschen er getötet hatte, schwieg er. Hartnäckig zog er es vor, geschlagen oder sogar getötet zu werden, statt ihnen zu sagen, was sie hören wollten.

Mein Vater hatte zwei Seiten. Die meisten Menschen wussten nur, dass er sehr hart und oft übellaunig war. Das stimmte auch. Er lehrte seine Kinder vor allem zwei Dinge. Erstens: Wir sollten gegen andere grausam und hart sein, und zweitens: Wir sollten immer tüchtig arbeiten.

Aber ich erinnere mich auch an seine sanftere Seite. Er versuchte immer, seine Frau und seine Kinder vor Gefahren von außen zu schützen. Alles in allem hatte ich eine sehr gute Beziehung zu meinem Vater.

Wir hofften, dass sich mein Vater wieder erholen würde, aber sein Zustand wurde immer schlimmer. Meine Mutter befand sich unter großem Druck. Sie stand vor der Aufgabe, fünf Kinder alleine erziehen zu müssen. Sie wusste nicht, was aus uns werden sollte, wenn unser Vater starb. Die Lage war so hoffnungslos, dass sie sogar an Selbstmord dachte.

Eines Nachts lag meine Mutter im Bett und war schon halb eingeschlafen. Plötzlich hörte sie eine sehr klare, sanfte und mitfühlende Stimme sagen: „Jesus liebt dich.“ Sie kniete sogleich auf dem Boden nieder, bekannte unter Tränen ihre Sünden und legte ihr Leben wieder in die Hand des Herrn Jesus Christus. Wie der verlorene Sohn fand meine Mutter heim zu Gott.

Sogleich rief sie uns Kinder zusammen und forderte uns auf, zu Jesus zu beten. Sie sagte uns: „Jesus ist die einzige Hoffnung für Vater.“ Als wir hörten, was geschehen war, übergaben wir alle unser Leben Gott. Dann legten wir unsere Hände auf meinen Vater und riefen während der ganzen Nacht immer wieder ein einfaches Gebet: „Jesus, heile Vater! Jesus, heile Vater!“

Am nächsten Morgen fühlte sich mein Vater viel besser! Zum ersten Mal seit vielen Monaten hatte er wieder Appetit. Innerhalb einer Woche war er vollständig gesund, vom Krebs keine Spur mehr! Gott hatte ein großes Wunder getan.

In unserer Familie geschah eine Erweckung und unser Leben veränderte sich radikal. Das war eine so eindrucksvolle Zeit, dass alle seine fünf Kinder bis zum heutigen Tag Jesus nachfolgen, fast dreißig Jahre, nachdem er meinen Vater geheilt hat.

Meine Eltern waren Gott so dankbar für dieses Wunder, dass sie die gute Nachricht sogleich unserem ganzen Dorf erzählen wollten. In jenen Tagen war es verboten, irgendwelche öffentlichen Versammlungen abzuhalten, doch meine Eltern hatten eine Idee. Sie schickten uns Kinder aus, um Verwandte und Freunde in unser Haus einzuladen.

Die Leute kamen zu uns, ohne zu wissen, warum sie eingeladen worden waren. Viele nahmen an, dass Vater gestorben war, und so waren sie bereits für das Begräbnis gekleidet! Sie waren erstaunt, dass Vater sie an der Tür begrüßte und sich offenbar bei guter Gesundheit befand!

Als alle unsere Verwandten und Freunde eingetroffen waren, baten meine Eltern sie ins Innere des Hauses. Sie verschlossen die Türen, verhängten die Fenster und erklärten allen, dass Vater vollständig geheilt worden war, weil wir zu Jesus gebetet hatten. Alle unsere Verwandten und Freunde knieten nieder und nahmen freudig Jesus als ihren Herrn an.

Das waren aufregende Zeiten. Ich nahm Jesus nicht nur als meinen persönlichen Retter an, sondern ich wurde ein Mensch, der dem Herrn von ganzem Herzen dienen wollte.

Meine Mutter hatte nie Lesen und Schreiben gelernt, aber sie wurde die erste Predigerin in unserem Dorf. Sie leitete eine kleine Gemeinde in unserem Haus. Auch wenn meine Mutter nicht mehr viel von Gottes Wort wusste, ermahnte sie uns immer wieder, unseren Blick auf Jesus zu richten. Wenn wir zu ihm riefen, half Jesus uns in seiner großen Barmherzigkeit. Wenn ich auf diese ersten Tage zurückblicke, bin ich überwältigt, wie Gott meine Mutter gebrauchte, obwohl sie Analphabetin war und nicht viele Kenntnisse hatte. Doch ihr Herz gehörte ganz und gar Jesus. Einige, die heute bekannte Hauskirchenleiter in China sind, lernten Gott zum ersten Mal durch den Dienst meiner Mutter kennen.

Zuerst wusste ich nicht, wer Jesus eigentlich war. Aber ich hatte miterlebt, wie er meinen Vater gesund gemacht und unsere Familie befreit hatte. So überließ ich mich vertrauensvoll dem Gott, der uns gerettet hatte. In dieser Zeit fragte ich meine Mutter häufig, wer Jesus in Wirklichkeit war. Sie sagte mir: „Jesus ist der Sohn Gottes, der für uns am Kreuz starb und all unsere Sünden und Krankheiten auf sich genommen hat. Er hat all seine Lehren in der Bibel aufgezeichnet.“

Ich fragte sie, ob es irgendwelche Worte Jesu gab, die ich selbst nachlesen könnte. Sie entgegnete: „Nein. Alle seine Worte sind verschwunden. Von seiner Lehre ist nichts übrig geblieben.“ Das war zur Zeit der Kulturrevolution, als man keine Bibeln auftreiben konnte.

Von diesem Tag an war es mein großer Wunsch, eine eigene Bibel zu besitzen. Ich fragte meine Mutter und andere Christen, wie eine Bibel aussah, aber keiner wusste es. Einer hatte einige handgeschriebene Teile der Schrift und Liedblätter gesehen, aber keine ganze Bibel. Nur ein paar ältere Christen konnten sich erinnern, vor vielen Jahren Bibeln gesehen zu haben. Das Wort Gottes war in diesem Land rar geworden.

Ich hatte großen Hunger nach einer Bibel. Meine Mutter sah meine Verzweiflung und erinnerte sich an einen alten Mann, der in einem anderen Dorf lebte. Dieser Mann war vor der Kulturrevolution Pastor gewesen.

Gemeinsam machten wir uns auf den langen Weg zu seinem Haus. Als wir ihn fanden, erzählten wir ihm von unserem

Wunsch: „Wir möchten so gern eine Bibel sehen. Haben Sie eine?“

Sofort nahm sein Gesicht einen ängstlichen Ausdruck an. Dieser Mann hatte wegen seines Glaubens schon fast zwanzig Jahre im Gefängnis verbracht. Er blickte mich an und sah, dass ich so jung und arm war, mit meinen zerrissenen Kleidern und bloßen Füßen. Er verspürte Mitleid mit mir, wollte mir aber dennoch nicht seine Bibel zeigen.

Ich kann es ihm nicht verdenken, denn in jenen Tagen gab es in ganz China nur sehr wenige Bibeln. Niemandem war es gestattet, überhaupt ein anderes Buch zu lesen außer Maos kleinem roten Buch. Wenn jemand mit einer Bibel erwischt wurde, wurde diese verbrannt und die ganze Familie ihres Besitzers mitten im Dorf grausam geschlagen.

Der alte Pastor sagte mir einfach: „Die Bibel ist ein Buch vom Himmel. Wenn du eine haben willst, musst du zum Gott des Himmels beten. Nur er kann dir ein Buch vom Himmel geben. Gott ist treu. Er antwortet immer denen, die ihn von ganzem Herzen suchen.“

Ich vertraute seinen Worten vollkommen. Als ich nach Hause kam, legte ich einen Stein in mein Zimmer und kniete mich jeden Abend zum Gebet darauf. Ich konnte nur mit einem einfachen Gebet bitten: „Herr, bitte schenk mir eine Bibel. Amen.“ Zu dieser Zeit wusste ich nicht, wie man beten soll, aber ich machte über einen Monat lang so weiter.

Nichts geschah. Ich bekam keine Bibel.

Wieder ging ich zum Haus dieses Pastors. Dieses Mal besuchte ich ihn allein. Ich sagte ihm: „Ich habe auf Ihren Rat hin zu Gott gebetet, aber ich habe immer noch keine Bibel bekommen, obwohl ich sie mir so sehr wünsche. Bitte, bitte, zeigen Sie mir Ihre Bibel. Ich will nur einen Blick darauf werfen, das wird mir genügen! Ich muss sie nicht berühren. Sie halten sie in der Hand und dann will ich zufrieden sein, wenn ich sie nur ansehen darf. Und wenn ich einige Worte abschreiben darf, werde ich als glücklicher Mensch nach Hause zurückkehren.“

Der Pastor sah das Verlangen meines Herzens. Er redete wieder mit mir: „Wenn es dir ernst ist, solltest du nicht nur niederknien und zum Herrn beten, sondern auch fasten und weinen. Je mehr du weinst, desto eher wirst du eine Bibel bekommen.“

Ich ging nach Hause, und von da an aß und trank ich morgens und nachmittags nichts mehr. Am Abend aß ich nur eine kleine Schale gekochten Reis. Ich schrie wie ein hungriges Kind zu seinem himmlischen Vater und wollte mit seinem Wort erfüllt werden. Die nächsten hundert Tage betete ich um eine Bibel, bis ich es nicht länger aushielt. Meine Eltern glaubten, ich würde den Verstand verlieren.

Wenn ich heute, Jahre später, auf diese Zeit zurückblicke, würde ich sagen, dass diese Erfahrung das Schwierigste war, was ich je ertragen musste.

Dann endlich, nachdem ich monatelang zu Gott gefleht hatte, meine Gebete zu erhören, hatte ich eines Morgens um vier Uhr eine Vision vom Herrn, während ich neben meinem Bett kniete.

In dieser Vision stieg ich einen steilen Berg hoch und versuchte dabei, einen schweren Karren vor mir herzuschieben. Ich war auf dem Weg zu einem Dorf, in dem ich um Essen für meine Familie betteln wollte. Ich mühte mich sehr ab, denn in meiner Vision war ich hungrig und durch ständiges Fasten geschwächt. Der alte Karren war nahe daran, zurückzurollen und auf mich zu fallen.

Dann sah ich drei Männer in entgegengesetzter Richtung den Berg heruntergehen. Ein freundlicher alter Mann, der einen sehr langen Bart hatte, zog einen großen Karren, der mit frischem Brot beladen war. Zwei weitere Männer gingen auf jeder Seite des Karrens. Als der alte Mann mich sah, verspürte er großes Erbarmen mit mir. Er fragte: „Hast du Hunger?“ Ich erwiderte: „Ja. Ich habe nichts zu essen. Ich bin auf dem Weg, um Essen für meine Familie zu holen.“

Ich weinte, weil meine Familie so schrecklich arm war. Wegen der Krankheit meines Vaters hatten wir alle Wertgegenstände verkauft, um Medikamente zu bezahlen. Wir hatten wenig zu essen und jahrelang waren wir gezwungen, Freunde und Nachbarn um Essen zu bitten. Als der alte Mann mich fragte, ob ich hungrig sei, konnte ich nicht an mich halten und brach in Tränen aus. Nie zuvor hatte ich von irgendjemandem so herzliche Liebe und Mitleid verspürt.

In der Vision nahm der alte Mann einen roten Sack mit Brot von seinem Wagen und bat seine beiden Diener, ihn mir zu geben. Er sagte: „Du musst es gleich essen.“

Ich öffnete den Sack und sah, dass ein frisches Brötchen darin war. Als ich es in den Mund steckte, verwandelte es sich sogleich in eine Bibel! Sofort kniete ich mich mit meiner Bibel nieder und rief voller Dankbarkeit: „Herr, dein Name ist es wert, gepriesen zu werden! Du hast mein Gebet nicht verworfen. Du hast mir diese Bibel geschenkt. Ich will dir für den Rest meines Lebens dienen.“

Ich wachte auf und begann, das Haus nach der Bibel zu durchsuchen. Meine Familie schlief. Die Vision war so real gewesen, dass ich zutiefst verzweifelt war und laut weinte, als ich begriff, dass alles nur ein Traum war. Meine Eltern eilten in mein Zimmer, um zu sehen, was passiert war. Sie dachten, dass ich nach all dem Fasten und Beten verrückt geworden war. Ich erzählte ihnen von meiner Vision, aber je mehr ich ihnen erzählte, desto mehr hielten sie mich für verrückt. Meine Mutter sagte: „Der Tag ist noch nicht angebrochen und niemand ist zu unserem Haus gekommen. Die Tür ist verschlossen.“

Mein Vater hielt mich fest im Arm. Mit Tränen in den Augen rief er zu Gott: „Lieber Herr, hab Erbarmen mit meinem Sohn. Bitte lass ihn nicht den Verstand verlieren. Ich bin bereit, wieder krank zu werden, wenn nur mein Sohn nicht verrückt wird. Bitte, schenk meinem Sohn eine Bibel!“

Meine Mutter, mein Vater und ich knieten nieder und weinten zusammen, Arm in Arm.

Plötzlich hörte ich ein schwaches Klopfen an der Tür. Eine ganz leise Stimme rief meinen Namen. Ich eilte hin und rief durch die geschlossene Tür: „Bringen Sie mir das Brot?“ Die leise Stimme erwiderte: „Ja, wir haben ein Festmahl für dich.“

Sofort erkannte ich: Es war dieselbe Stimme, die ich in der Vision gehört hatte.

Rasch öffnete ich die Tür, und vor mir standen dieselben beiden Diener, die ich in der Vision gesehen hatte. Ein Mann hielt einen roten Sack in der Hand. Mein Herz raste, als ich den Sack öffnete und meine eigene Bibel in den Händen hielt!

Die beiden Männer verschwanden rasch in die Stille der Nacht. Ich presste meine neue Bibel an mein Herz und fiel auf die Knie. Immer wieder dankte ich Gott für dieses Geschenk! Ich versprach Jesus, dass ich von diesem Augenblick an sein Wort verschlingen würde wie ein hungriges Kind.

Später fand ich die Namen dieser beiden Männer heraus. Der eine war Bruder Wang und der andere Bruder Sung. Sie kamen aus einem weit entfernten Dorf. Sie erzählten mir später von einem Evangelisten, dem ich nie begegnet war. Er hatte während der Kulturrevolution unendlich für den Herrn gelitten und war während der Folterungen fast gestorben.

Ungefähr drei Monate, bevor ich meine Bibel bekam, hatte dieser alte Evangelist eine Vision vom Herrn empfangen. Gott zeigte ihm einen jungen Mann, dem er seine Bibel geben sollte, die er versteckt hatte. In dieser Vision sah er unser Haus und die Lage unseres Dorfes.

Wie viele Christen zu dieser Zeit hatte der alte Mann seine Bibel in einer Büchse versteckt und tief im Boden vergraben, in der Hoffnung, der Tag würde einmal kommen, an dem er sie ausgraben und wieder lesen könnte. Trotz dieser Vision brauchte der Evangelist ein paar Monate, bevor er sich entschloss, der Aufforderung des Herrn zu folgen. Er bat zwei andere Christen, mir die Bibel zu bringen. Diese gingen dann die ganze Nacht durch, bis sie an unser Haus kamen.

Von diesem Augenblick an betete ich in festem Glauben zu Jesus. Ich vertraute vollkommen darauf, dass die Worte, die in der Bibel standen, Gottes Worte an mich waren. Ich hatte die Bibel immer bei mir. Selbst während ich schlief, legte ich sie auf meine Brust. Ich verschlang ihre Lehre wie ein hungriges Kind.

Dies war das erste Geschenk, das ich von Gott im Gebet empfing.

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DELING: Ungefähr um dieselbe Zeit, als Gott meinen Mann auf den Dienst für das Evangelium vorbereitete, zog er auch mich zu sich und bereitete mich darauf vor, Yuns Partnerin zu werden. Ich wurde 1962 im Bezirk Nanyang in der Provinz Henan geboren, in einem Dorf namens Yenzhang. Yuns Dorf war nur ein paar Meilen entfernt.

Meine Familie war sehr arm. Wir waren sieben Kinder und hatten kaum Kleider und Essen.

Wenn ich an meine Kindheit denke, erinnere ich mich an glückliche Zeiten, aber auch an Zeiten, in denen wir ums Überleben kämpften. Unser Feld war über eine Meile weit von unserem Haus entfernt. So mussten wir jeden Tag dorthin und wieder zurück gehen und dabei schwere Arbeitsgeräte schleppen. Auch mussten wir unsere Tiere jeden Tag aufs Feld und wieder zurück führen.

Wir Kinder hatten die Aufgabe, die geerntete Baumwolle in zwei schweren Körben, die an einer Stange hingen, zurück zu unserem Haus zu bringen. Dabei rutschten wir oft aus und fielen in den Schlamm. Manchmal brauchten wir über eine Stunde, nur um unsere Last nach Hause zu tragen. Es war eine harte und erschöpfende Arbeit.

Mein Leben war vom Kampf gegen die Bluterkrankheit bestimmt. Wenn ich mich schnitt, floss das Blut lange Zeit, ohne aufzuhören. So wickelte ich meine Hände und Füße in alte Lumpen, um die Blutung zu stillen.

Weil meine Mutter unter einem unglaublichen Druck stand, wurde sie seelisch krank. Während des Tages schien sie ganz normal zu sein, aber nachts hörten wir oft, wie sie mit sich selbst sprach, lachte und weinte. Manchmal redete sie mit der Wand, als sei sie ein Mensch.

Als meine Mutter das Evangelium annahm, kam allmählich der Friede Gottes über sie, und sie wurde wieder gesund. Das war ein mächtiges Zeugnis für unsere Familie und unsere Nachbarn.

Ich wandte mich zunächst wegen meines schrecklichen körperlichen Leidens an Jesus. Meine Nachbarin, eine Christin, machte mir ein einfaches Versprechen: „Wenn du an Jesus glaubst, wird er dich heilen.“

Mit achtzehn Jahren vertraute ich mein Leben Jesus an.

Am ersten Abend als Neubekehrte wurde ich zu meiner ersten Hauskirchenversammlung mitgenommen. Plötzlich kamen Leute vom Büro für Öffentliche Sicherheit, und wir mussten alle zu Fuß in der Dunkelheit fliehen. Das war mein erster Eindruck, was es bedeutete, dem Herrn zu folgen.