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Marion R. Wells

DOKTOR AUF
VIER PFOTEN

Ganz besondere Hundefreundschaften

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel „Doctor Dog“ bei Harvest House Publishers, Eugene, Oregon, 97402, USA.

www.harvesthousepublishers.com

Copyright © 2016 by M.R. Wells

Deutsch von Anja Findeisen-MacKenzie

Bibeltext: Neues Testament, Psalmen u. Sprüche: Neue Genfer Übersetzung; ansonsten Hoffnung für alle (revidierte Fassung 2015)

© der deutschen Ausgabe Brunnen Verlag Gießen 2018

www.brunnen-verlag.de

Umschlagfoto: © Stocksy United/Bo Bo

Umschlaggestaltung: Daniela Sprenger

Satz: DTP Brunnen

ISBN Buch 978-3-7655-0991-9

ISBN E-Book 978-3-7655-7509-9

Für Skylee und Oki

Dieses Buch ist von Herzen all jenen Hunden und Menschen gewidmet, die Hand in Pfote arbeiten, um anderen zu helfen und zu deren Heilung beizutragen. Stellvertretend für sie alle stehen die Golden-Retriever-Hündin Skylee und der Deutsche Schäferhund Oki. Die beiden gehörten zu den Gründungsmitgliedern des „K9 Action Teams“ des Amerikanischen Roten Kreuzes. Sie besuchten besondere Veranstaltungen der amerikanischen Streitkräfte und waren ein großer Trost für die Soldatinnen und Soldaten sowie deren Familien, wenn ein Auslandseinsatz bevorstand oder es nach der Rückkehr Probleme gab. Während dieses Buch entstand, sind Skylee und Oki in den Hundehimmel gegangen, doch die Menschen, deren Herz sie zu Lebzeiten berührt haben, werden sie stets in liebevoller Erinnerung behalten.

Skylee und Oki, ihren geliebten Menschen und all den anderen Hunden und Menschen, die in diesem Buch erwähnt werden, gilt ein besonderer Dank. Gott segne euch alle!

Inhalt

Einführung: Hunde sind Hoffnungsträger

Meine eigenen Hunde

Teil I: Therapeuten auf vier Pfoten

Ein Hund mit Geberqualitäten

Ein Neuanfang mit Hund

Vier Augen sehen mehr als zwei

Anders als erwartet

Es brauchte nur einen Hund …

Ein Türöffner

Genau zur rechten Zeit

Eine bedingungslose Liebe

Wenn Träume wahr werden

Ein Lichtblick

Der Vorlesehund

Brückenbauer

Weg mit den grünen Brillengläsern!

Teil II: Ein Hund hilft mehr als manche Medizin

Vor und nach Data

Treue Begleiter

Sherlock Holmes mit Fellnase

Dr. Freds Diagnose

Horizonterweiterung

Ein Chevy für Nate

Am Ende der Fahnenstange

Ein Lebensretter im Fellmantel

Der Hund, der einen Arzt zum Nachdenken brachte

Ein Weg aus der Sackgasse

Vom Segen, nachts geweckt zu werden

Eine neue Aufgabe

Teil III: Wenn der Himmel einstürzt, brauchst du einen Hund

Der Sanitätshund

Ein sicherer Hafen im Sturm

Wie man Berge versetzt

Wie ein Kerzenschimmer

Teil IV: Ein Vierbeiner zur Entspannung

Die Sorgen wegstreicheln

Antwortgeheul

Ein schwanzwedelndes Beruhigungsmittel

Ein Hund sorgt für gute Laune

Ein Hund zur Leistungssteigerung?

Missy, der Fels in der Brandung

Mit Max geht alles besser

Teil V: Am Ende des Lebens nicht allein

Malachis Mission

Krankenpfleger Quincy

Ein Engel mit Fell

Begleiter auf der letzten Reise

Ridge springt in die Bresche

Ein ganz spezieller Wachhund

Auf der Schwelle zur Ewigkeit

Viele Pfoten schaffen ein schnelles Ende

Über die Autorin

Anmerkungen

Einführung

Hunde sind Hoffnungsträger

Eines meiner Lieblingswörter ist Hoffnung. Was für ein Schatz steckt in diesen Buchstaben! Die Hoffnung trägt uns über scheinbar unüberwindliche Hindernisse, sie befreit uns aus tiefer Verzweiflung und lässt uns nach den Sternen greifen. Die Hoffnung ist ein Funke des Lichts mitten in der Finsternis, eine Treppe an einer steilen Felswand, ein Fallschirm, der sich im freien Fall öffnet. Für manche Menschen, von denen ich in diesem Buch erzähle, kam die Hoffnung in Gestalt eines Hundes.

Hunde haben einen erstaunlich wohltuenden Einfluss auf uns. Sie schenken uns Hoffnung, indem sie etwas vollbringen, was Menschen nicht tun können oder wollen, und sie haben Freude daran, uns zu helfen. Hunde sind eine Hilfe, ja sogar eine Art Rettungsring für Kinder und Erwachsene mit speziellen Bedürfnissen. Sie bauen eine Brücke der Kommunikation für Leute, die durch eine schwere Lebenskrise gehen und dadurch fassungslos und wie benommen sind. Hunden gelingt es, bei alten und kranken Menschen Reaktionen hervorzurufen, die an ein Wunder grenzen. Hunde gehen mit uns durch Schmerz und Leid, sie beruhigen uns, wenn wir unter Druck und Angst stehen, sie sind wie Balsam für die Seele derer, die von Depressionen niedergedrückt werden. Und sie schaffen dies auf eine sanfte und liebevolle Weise.

Das erscheint fast unglaublich, bis wir uns klarmachen, von wem unsere Hunde eigentlich geschaffen wurden. Wie wunderbar, dass der Gott der Hoffnung Hunde gebraucht, um uns diese Hoffnung zu vermitteln! Es ist so typisch für ihn, dass er ein Wesen mit einem warmen, kuscheligen Fell erschafft, das uns mit Liebe überschüttet und uns so Gottes Liebe und Fürsorge ganz praktisch vor Augen führt. Mir macht der Gedanke Mut, dass Gott uns und unsere Hunde geschaffen hat, um uns gegenseitig Gutes zu tun.

Ich danke Gott, dass unsere Hoffnung auf ihn niemals ins Leere geht. Ich freue mich, sein Wirken in den Geschichten dieses Buches wahrzunehmen. Und ich bete darum, dass Ihr Glaube so wie meiner gestärkt wird, wenn Sie lesen, wie Hunde Menschen auf eine heilsame Weise anrühren können, und wenn Sie erkennen, dass Gott auch mit uns so heilsam und liebevoll umgeht.

Meine eigenen Hunde

Die drei Knirpse Becca, Marley und Mica sind ein fröhlich-verspieltes Trio, innig geliebte Fellnasen und Gefährten.

Becca ist ein hübscher apricotweißer Zwergspitz. Sie liebt es, Kunststücke aufzuführen, für die sie dann mit Leckerlis belohnt wird. Außerdem verteilt sie mit Vorliebe Hundeküsse und lässt sich gerne den Bauch kraulen.

Marley ist ein toller zobelweißer Zwergspitz-Mischling. Er ist, was die Hunde betrifft, der Mann im Haus und passt gut auf seine Frauen auf – ob Hunde, Katzen oder Menschen. Er ist ein liebevoller kleiner Kerl und immer zur Stelle, um sein Frauchen zu trösten, wenn sie Kummer hat.

Mica ist eine umwerfende zobelweiße Mischlingshündin (Zwergspitz/Sheltie). Sie liebt jeden und hat noch keinen Vierbeiner getroffen, mit dem sie nicht spielen wollte. Doch ihr Lieblingspartner zum Streicheaushecken ist Marley. Mit ihm könnte sie den ganzen Tag herumtollen und Fangen spielen.

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TEIL I

THERAPEUTEN AUF VIER PFOTEN

Ein Hund mit Geberqualitäten

Das größte Geschenk ist ein Stück von dir.

Ralph Waldo Emerson

Zippora ist eine winzige Malteserhündin mit einem gigantisch großen Herz für Menschen, die Hilfe oder Heilung brauchen. Sie liebt es, etwas von sich selbst zu verschenken, und alles begann damit, dass sie selbst Heilung empfing. Sie war damals noch ein Welpe und sehr verspielt. Ihre Menschen, Jerry und Hattie, verwöhnten sie mit Spielzeug aller Art, aber eines davon erwies sich als gefährlich für den kleinen Hund. Ohne dass es jemand merkte, biss Zippora Teile davon ab, die sich dann in ihrem Verdauungstrakt festsetzten. Eines Nachts ging es ihr plötzlich ganz schlecht und ihre Besitzer fuhren mit ihr zum tierärztlichen Notdienst. Eine Röntgenaufnahme zeigte, dass ihr Darm total blockiert war. Zippora musste dringend operiert werden, und da es inzwischen schon fast Morgen geworden war, brachten ihre Menschen sie zu ihrem eigenen Tierarzt zur Operation.

Jerry und Hattie glauben fest an Gott. Sie beteten um Heilung für ihren kleinen Hund. Der Tierarzt, der zu ihrer Gemeinde gehört, setzte die Operation für die Mittagszeit an. Gegen 13 Uhr erhielten sie einen Anruf, dass sie ihren Hund wieder abholen sollten. Sie konnten es gar nicht fassen, dass der Eingriff schon vorüber war und ihre kleine vierbeinige Freundin wieder nach Hause durfte. Doch wie sich herausstellte, hatte die Operation gar nicht stattgefunden. Der Tierarzt hatte eine weitere Röntgenaufnahme angefertigt, um den blockierten Bereich genauer zu lokalisieren, doch es gab gar keine Blockierung mehr. Sie war völlig verschwunden!

Der Tierarzt war verblüfft. Diese Art von Darmblockade verschwand normalerweise nicht von selbst. Er hatte beide Röntgenaufnahmen und sie stammten eindeutig von demselben Hund. Zippora wog nur rund zwei Kilogramm. Doch ihr winziger Darm war ganz und gar frei, und sie wirkte auch überhaupt nicht mehr krank. Als Jerry und Hattie kamen, wedelte sie fröhlich mit dem Schwanz. Seit diesem Tag nennt der Tierarzt Zippora nur noch seinen „Wunderhund“.

Schon bald aber war Zippora diejenige, die zur Heilung anderer beitrug. Jerry und Hattie suchten nach jemandem, der sie bei der Erziehung ihres Welpen unterstützen könnte. Sie meldeten sich mit Zippora bei einer Frau an, die Therapiehunde ausbildete. Für diesen Dienst verlangte sie kein Geld. Stattdessen bot sie an, kostenlos mit Zippora zu arbeiten, wenn ihre Besitzer sich verpflichteten, später mit ihr Krankenhäuser oder Pflegeheime zu besuchen. Jerry und Hattie stimmten mit Freude zu.

Im Alter von sechs Monaten begann Zippora mit der Ausbildung, und als sie ein Jahr alt war, nahm Jerry sie mit zu therapeutischen Besuchen. Die kleine Hündin erwies sich als außerordentlich begabt, und so durften ihre Menschen miterleben, wie Gott sie auf erstaunliche Weise gebrauchte.

Jerry wird den Tag niemals vergessen, an dem er mit Zippora wieder das Krankenhaus betrat, das sie schon oft besucht hatten, und eine Notiz vorfand, er solle bitte zur Intensivstation kommen. Dort standen drei oder vier Ärzte und einige Krankenschwestern beieinander. Sie erklärten Jerry, sie hätten eine Patientin, die nach einer Operation nicht mehr reagierte. Sie lag nur im Bett und starrte an die Decke. Die Ärzte machten sich Sorgen, dass die Frau einen Gehirnschaden erlitten haben könnte. Nun standen sie vor der Entscheidung, ob sie aufwendige und kostspielige Untersuchungen durchführen sollten, um die Situation abzuklären. Doch erst einmal wollten sie sehen, ob Zippora bei der Patientin irgendeine Reaktion hervorrufen könnte, die solche Tests überflüssig machen würde.

Jerry zog sich die Schutzkleidung für die Intensivstation an und begab sich mit Zippora in das kleine Zimmer, in dem die Frau lag. Er zwängte sich an den Apparaten und Schläuchen vorbei, bis es ihm gelang, Zippora hochzuheben und sie über den Kopf der Patientin zu halten. Er fing an, den Namen der Frau zu rufen. „Brie? Sie haben Besuch. Brie? Hier ist jemand, der Sie sehen möchte.“

Zunächst schien die Patientin nicht zu reagieren. Dann aber bemerkte Jerry, dass Zippora ihren Kopf schieflegte, mal nach links und mal nach rechts. Er schob sich an einem weiteren Gerät vorbei, um näher an die Frau heranzukommen, und jetzt erst hörte er, wie sie leise mit der Zunge schnalzte. Sie schaute Zippora an und hatte ein kleines Lächeln im Gesicht. Hin und wieder blinzelten auch ihre Augen. Jerry drehte sich um und warf einen Blick durch das Fenster, hinter dem die Ärzte das Geschehen beobachteten und begeistert lachten.

Nachdem Zippora ihren Charme so erfolgreich bei der Patientin eingesetzt hatte, war es nun an der Zeit, den gestressten Ärzten etwas Gutes zu tun. Sie durften alle einmal den kleinen Hund auf den Arm nehmen, und einer von ihnen mochte gar nicht mehr aufhören, Zippora zu streicheln. Die Hündin hatte am Ende so viel von sich verschenkt, dass sie danach ganz erschöpft war und den ganzen nächsten Tag schlief.

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Zippora

Eine weitere Patientin, der Zippora ihre helfende Pfote reichen durfte, war ein Kind von etwa drei oder vier Jahren. Jerry hatte mit seinem Hund schon eine ganze Weile im Krankenhaus gearbeitet und wollte gerade wieder nach Hause, als eine Frau ihn ansprach und fragte, ob Zippora ein Therapiehund sei. Ihre kleine Tochter musste in den letzten sechs Monaten immer wieder ins Krankenhaus, und nun war sie depressiv geworden und lag nur noch still im Bett. Aber sie liebte Tiere. Ob Jerry sie mit Zippora bitte einmal besuchen könnte?

Jerry wusste, dass er die Erlaubnis des Personals brauchte, um mit dem Hund die Station zu betreten, wo das kleine Mädchen lag. Also machte er beim Schwesternzimmer halt und bekam dort grünes Licht für seinen Besuch. Als er eintraf, lag das Kind im Bett, die Arme fixiert, überall Infusionen. Jerry unterhielt sich kurz mit ihm, dann setzte er Zippora aufs Bett. Das Kind versuchte, Zippora mit dem Fuß zu streicheln. Daraufhin brachte Jerry Zippora näher heran, neben die Hüfte des Mädchens, und hielt den Hund fest, sodass die Kleine ihn erreichen konnte. Schon nach wenigen Minuten kniete das Kind im Bett und streichelte Zippora mit beiden Händen. Zippora ließ sich alles geduldig gefallen. Eine Krankenschwester, die vorbeikam und die Szene beobachtete, rief begeistert: „Gott sei Dank! Das ist ein reines Wunder. Schaut euch das an!“

Jerry und Zippora blieben über eine halbe Stunde bei dem Mädchen. Als sie wieder gingen, war das Kind auf den Beinen, und das ganze Pflegepersonal schaute vorbei. Anscheinend war die Kleine schon seit einer Woche nicht mehr aus dem Bett aufgestanden.

Zippora hat jedoch nicht nur ein Herz für Leute, die im Krankenhaus liegen. Auch sonst besitzt sie ein Gespür dafür, was ein Mensch gerade braucht. Jerrys Frau Hattie hat eine Freundin, die unter Parkinson und Alzheimer leidet. Wenn Zippora sie besucht, liegt sie ganz ruhig bei ihr auf dem Schoß. Und wenn sie im Einkaufszentrum jemanden entdeckt, der im Rollstuhl sitzt, will sie das Gleiche tun – wenn Jerry und Hattie es erlauben.

Zippora merkt anscheinend auch, dass jemand schwer krank ist, sogar wenn andere Menschen das nicht wahrnehmen können. Einmal mussten Jerry und Hattie ihr Auto reparieren lassen und verbrachten deshalb einige Zeit in der Werkstatt. Dort befand sich noch ein anderes Ehepaar, an dem Jerry und Hattie nichts Ungewöhnliches bemerkten. Doch Zippora legte sich neben die Frau und blieb die ganze Zeit an ihrer Seite, so wie sie es tut, wenn es einem Menschen nicht gutgeht. Nach einigem Zögern nahm Jerry den Mann beiseite und sagte ihm, Zippora habe anscheinend den Eindruck, dass es seiner Frau nicht gut gehe. Da fing der Mann an zu weinen und erzählte Jerry und Hattie, seine Frau habe Krebs im Endstadium und würde wahrscheinlich nur noch zwei bis drei Monate leben. Jerry und Hattie hatten es der Frau nicht angesehen, aber Zippora spürte es irgendwie.

Inzwischen kommt Zipporas heilsame Ausstrahlung nicht mehr in der Therapiearbeit zum Einsatz. Jerry und Hattie waren viel auf Reisen, daher war ein solches Engagement schwierig. In den letzten paar Jahren war Zippora vor allen Dingen Jerrys Assistenzhund. Denn Jerry hat Typ-2-Diabetes, und Zippora wurde so trainiert, dass sie ihn warnen kann, wenn sein Blutzuckerspiegel zu hoch oder zu niedrig ist. Nur zwei Tage bevor ich mich mit Jerry traf, um diese Geschichte von ihm zu hören, weckte Zippora ihn um drei Uhr morgens auf, indem sie seine Schulter leckte. Er war sehr müde und fühlte sich eigentlich gut. Also ignorierte er sie, drehte sich um und schlief weiter. Eine halbe Stunde später weckte sie ihn wieder, indem sie ihn am Rücken leckte. Dieses Mal merkte er, dass er stark schwitzte. Er stand auf, maß seinen Blutzucker, und tatsächlich war der Wert zu hoch.

Zippora kann sich in der Öffentlichkeit durchaus als Lady benehmen. Sie weiß, wenn sie ihre Kenndecke trägt, arbeitet sie als Therapiehund. Jerry muss bei seiner Arbeit an vielen Sitzungen teilnehmen, und dann ist die kleine Hündin in der Lage, drei oder vier Stunden stillzuliegen und keinen Ton von sich zu geben. Doch sobald sie zu Hause ist und die Kenndecke nicht mehr trägt, legt sie ihre Zurückhaltung ab und bellt herum wie andere Hunde auch.

Wenn ich höre, wie Zippora sich leidenden Menschen zuwendet und ihre Not lindert, dann muss ich an Jesus denken und an seinen Dienst hier auf der Erde. Wie viele Verse in der Bibel sprechen davon, dass er Mitleid mit den Menschen hatte und sie heilte! Er hat auch Mitleid mit leidenden Menschen heute. In Matthäus 14,13-14 steht zum Beispiel folgende Begebenheit: „Als Jesus das hörte [Herodes hatte Johannes den Täufer enthaupten lassen], zog er sich zurück; er fuhr mit dem Boot an einen einsamen Ort, um allein zu sein. Doch es sprach sich herum, dass er wegfuhr, und aus den umliegenden Ortschaften gingen ihm die Leute auf dem Landweg nach. Als Jesus aus dem Boot stieg und die vielen Menschen sah, ergriff ihn tiefes Mitgefühl, und er heilte die Kranken.“

Diese körperliche Heilung steht symbolisch für die tiefere Heilung, die noch kommen soll. Unser liebevoller Gott sandte seinen Sohn Jesus, unseren Messias, um uns von der tödlichen Krankheit der Sünde zu heilen, und das, obwohl wir es gar nicht verdient hatten. In Römer 5,6-8 wird das so beschrieben: „Christus starb ja für uns zu einer Zeit, als wir noch ohnmächtig der Sünde ausgeliefert waren; er starb für Menschen, die Gott den Rücken gekehrt hatten. Nun ist es ja schon unwahrscheinlich genug, dass jemand sein Leben für einen unschuldigen Menschen opfert; eher noch würde man es vielleicht für einen besonders edlen Menschen tun. Gott hingegen beweist uns seine Liebe dadurch, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren.“ Das feiern Christen ja jedes Mal beim Abendmahl (vergleiche Matthäus 26,27-28).

Ein Hund kann ein Hinweis auf diese umfassende, tiefe Liebe Gottes sein. Jerry und Hattie wissen jedenfalls, dass ihr Hund ein Geschenk Gottes ist, und sie lieben und schätzen Zippora dafür.

Ein Neuanfang mit Hund

Gott gebraucht das Zerbrochene. Die Erdscholle muss aufgebrochen werden, damit sie Ähren hervorbringen kann. Wolken müssen aufbrechen, damit es regnet. Aus dem zerbrochenen Getreidekorn wird Brot gemacht und das Brot, das wir brechen, gibt uns Kraft. Das zerbrochene Alabasterfläschchen verströmt den herrlichen Duft seines Parfüms. Und Petrus, der bitterlich weinte, ging aus diesem Leid umso gestärkter hervor.

Vance Havner

Eines der berühmtesten zerbrochenen Wesen ist das Ei Humpti Dumpti aus einem englischen Kinderreim, den man ungefähr so wiedergeben kann1:

Hampti Dampti, ein schneeweißes Ei,

fiel von der Mauer und brach entzwei.

Der König schickt Ritter mit Pferd und Lanz,

doch wer von den Herren macht ein Ei wieder ganz?

Meine Freundin Harmony ist zwar kein Ei und sie fiel auch nicht von einer Mauer. Als ihr Herz und ihr Leben in Stücke brachen, kannte sie ihren König noch nicht, aber er kannte ihre Not und wusste, was sie brauchte, um wieder heil zu werden. Dazu sandte er keine Ritter mit Pferden und Lanzen aus, sondern einen Hund.

Schon als Kind lebte Harmony in einem kaputten Umfeld. Einmal wurde sie sogar von einem Freund ihrer Mutter missbraucht. Sie war noch nicht einmal im Teenageralter, als sie und ihr jüngerer Bruder drei Monate lang allein gelassen wurden, mit nur 20 Dollar und einem Block von Essensgutscheinen zum Überleben. Ein älterer Junge aus der Nachbarschaft kaufte ihnen regelmäßig etwas zu essen. Auch er kam aus schwierigen Verhältnissen. Irgendwann zog er in das Haus von Harmonys Mutter ein. Als Harmony ihren Highschool-Abschluss hatte, besaß er eine eigene Wohnung, und die beiden lebten von da an zusammen.

Die Beziehung war durch Gewalt geprägt, aber Harmony erkannte das zunächst nicht. Eher nahm sie wahr, wenn andere misshandelt wurden, als wenn sie selbst das Opfer war. Sie besuchte das College und studierte Psychologie, ihre eigene Situation durchschaute sie lange nicht. Schließlich aber erkannte sie das Verhalten ihres Freundes als das, was es wirklich war, und zwar durch seinen Umgang mit einem Hund.

Chessie war ein American Staffordshire Terrier und lebte bei der Mutter von Harmonys Freund. Eines Tages hatte die Mutter einen Schlaganfall und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Harmony und ihr Freund erfuhren, dass der Hund allein zu Hause gelassen worden war. Harmony war eigentlich kein Hundemensch, aber Tiere hatte sie schon immer geliebt, und so bestand sie darauf, dass ihr Freund und sie sich um Chessie kümmerten. Sie fanden sie in der Küche eingesperrt ohne Futter und Wasser vor, so abgemagert, dass ihre Rippen hervortraten. Chessie durfte mit Harmony und ihrem Freund nach Hause.

Ab sofort war Harmony diejenige, die den Hund fütterte und mit ihm spazieren ging, und so entstand eine enge Beziehung zwischen den beiden. Harmonys Freund isolierte sie von anderen Menschen, aber nun hatte sie Chessie und der Hund wurde zu ihrem treuen Begleiter. Wenn die Situation zu Hause übel wurde, dann setzte sie ihre vierbeinige Freundin ins Auto und fuhr mit ihr durch die Gegend. Chessie war äußerst intelligent. Harmony hatte den Eindruck, dass sie mit ihr reden konnte wie mit einem Menschen. Statt ihr Befehle mit ein oder zwei Worten zu geben, sagte sie zu ihr: „Chessie, setz dich jetzt mal hin.“ Und das tat Chessie dann auch.

Heute, Jahre später, ist Harmony überzeugt, dass Chessie ihr etwas ganz Besonderes zu geben hat, was schließlich der Schlüssel zu ihrer endgültigen inneren Heilung war. Sie hat Psychologie und Sozialpädagogik studiert und weiß, was Fachleute zu diesem Thema sagen: Ein wichtiger Faktor zur positiven Überwindung traumatischer Erlebnisse sind gesunde, stabile Beziehungen. Harmony konnte eine solche Bindung zu Chessie aufbauen, als es keine Menschen gab, die ihr halfen. Der Hund wirkte sich enorm positiv für sie aus.

Chessie war für Harmony ein kostbarer Schatz, doch wie sehr sie auch in Gefahr auf ihren Hund zählen konnte, war ihr noch nicht bewusst. Chessie war lieb und sanft und manchmal sah sie sogar aus, als ob sie lächelte. Wenn andere Hunde bellten, reagierte sie nicht darauf. Harmony fragte sich, ob Chessie sie wohl beschützen würde, wenn es einmal darauf ankam. Die Antwort erfuhr sie eines Nachts auf dramatische Weise. An jenem Abend war sie mit ihrem Hund allein zu Hause und als sie einschlief, lag Chessie neben ihrem Bett auf dem Boden. Am frühen Morgen fuhr sie aus dem Schlaf hoch, denn der Hund stand über ihr, schaute in Richtung Fenster und bellte wild und wütend. Harmony hörte draußen eine Stimme sagen: „Lass das Messer fallen, wir verschwinden!“

Doch umgekehrt verteidigte Harmony auch Chessie. Der Hund hatte Angst vor Harmonys Freund. Wenn der mit dem Verhalten des Tieres nicht zufrieden war, konnte er sehr grob werden. Allmählich wurde Harmony klar: Wenn er mit dem Hund so umging, dann würde er es bei einem Kind auch so machen. War er wirklich der Richtige für sie?

Nach dem Schlaganfall seiner Mutter hatte Harmonys Freund sie dazu gedrängt, in einem Nachtklub als Stripperin zu arbeiten, damit das Geld reichte. Die Arztrechnungen türmten sich, und das Geld war immer knapp. Harmony tat, was er von ihr verlangte, doch mit der Zeit wuchsen auch hier ihre Bedenken.

Schließlich verließ Harmony sowohl ihren Freund als auch die Sexindustrie. Der Freund wollte den Hund behalten, doch Harmony erklärte: „Kommt gar nicht infrage!“ Also blieb Chessie bei Harmony als eine tief geliebte und geschätzte vierbeinige Freundin und erreichte das hohe Alter von 15 oder 16 Jahren.

Chessie war Harmonys erste gesunde und stabile Beziehung. Doch Harmonys tiefste Beziehung wurde die zu Gott. Sie vertraute später ihr Leben Jesus an und er zeigte ihr, wie tief und bedingungslos sie von ihm geliebt wurde und dass er eine Aufgabe für sie hatte. Sie wurde nicht nur geheilt, sondern geradezu verwandelt. Harmony gründete eine Hilfsorganisation, die sich um Frauen in der Sexindustrie kümmert und ihnen deutlich macht, wie sehr Gott sie liebt und wertschätzt. Sie und ihre Kolleginnen haben auf diese Weise Frauen in ganz Amerika und in anderen Ländern mit der Botschaft von Gottes Liebe erreicht und viele für diesen Dienst ausgebildet. Wenn Frauen den Ausstieg aus der Szene wünschen, können sie sich an Harmony und ihre Mitstreiterinnen wenden und erhalten dort Rat und Unterstützung. Harmony hat auch ein Buch über ihre Erlebnisse geschrieben (Nur einer sah meine Seele: Die Umkehr einer Stripperin). Derselbe Gott, der Harmony einen Rettungsring in Gestalt eines Hundes zuwarf, um ihren Heilungsprozess in Gang zu setzen, hat nicht nur ihre inneren Verletzungen geheilt und sie verändert, sondern sie auch gebraucht, um andere zur Heilung zu führen.

Das Zerbrochene heilen – das hat Gott schon immer getan. Als Jesus auf dieser Erde lebte, berührte und veränderte er viele leidende Menschen, deren Existenz zerbrochen war. Eine davon war Maria Magdalena. Wir wissen nicht viel über sie, aber die Bibel berichtet, dass sie von sieben Dämonen besessen war. Da andere Bibeltexte davon erzählen, was Dämonen alles anrichten, können wir nur ahnen, welche Qualen sie litt und wie einsam sie war. Nachdem Jesus sie befreit hatte, folgte sie ihm nach und gehörte von nun an zu denen, die ihn und seinen Dienst unterstützten. Sie sah auch aus der Ferne zu, als er gekreuzigt wurde, und beobachtete, wie man seinen Leichnam in einem geliehenen Grab bestattete. Als sie am dritten Tag zu der Grabstätte zurückkehrte, um den Leichnam weiter zu salben, war dieser verschwunden und zwei Engel sagten ihr, dass Jesus von den Toten auferstanden war. Dann erschien Jesus ihr persönlich (Johannes 20,1-18).

Jesus trieb die Dämonen aus, die Maria Magdalena in ihre Gewalt gebracht hatten. Er schickte Harmony einen Hund, um sie zu heilen. Er kümmert sich um unsere Verletzungen (vergleiche Psalm 147,2.3). Die Art und Weise, wie Jesus heilt, ist so individuell wie wir. Egal wie zerbrochen unser Leben ist: Er kann uns verwandeln und aus uns Gefäße machen, durch die seine Liebe zu anderen Menschen fließt. Das geschieht, wenn wir ihm unser Leben anvertrauen.

Vier Augen sehen mehr als zwei

Die Hoffnung ziert und erhellt unseren Weg wie eine brennende Kerze.

Je dunkler die Nacht, desto heller ihr Schein.

Oliver Goldsmith

Allen und sein schwarzer Labrador, der Blindenführhund Links, standen kürzlich an einer Bushaltestelle, als ein kleiner Junge fragte: „Ist das ein blinder Hund?“

„Hoffentlich nicht“, erwiderte Allen, „sonst hätten wir nämlich beide ein Problem.“ Allen besitzt ein Sehvermögen von nur noch 15 Prozent, und Links hilft ihm, sich in seiner Umgebung sicher fortzubewegen. Aber das ist längst nicht alles, was Links für sein Herrchen tut. Der Hund ist für ihn auch ein emotionaler Lichtblick, er schenkt ihm Liebe, leistet ihm Gesellschaft und lässt allein schon durch seine Gegenwart Allens Leben ein gutes Stück heller werden.

Links ist Allens dritter Assistenzhund. Den ersten bekam er, nachdem er von einem Auto angefahren worden war. Durch den Aufprall wurde Allen auf die Fahrbahn geschleudert und beinahe von einem Lkw überfahren. Schon vorher hatte er sich Gedanken über die Anschaffung eines Blindenführhundes gemacht, doch nun war er zum Handeln gezwungen. Ein großer schwarzer Labrador namens John T. ersetzte von da an Allens Augenlicht, und nachdem er ihm jahrelang treu gedient hatte, wurde er von der gelben Labradorhündin Jolly abgelöst. Als diese aufgrund ihres hohen Alters und einer beginnenden Arthritis in den Ruhestand gehen musste, nahm Links ihren Platz ein.

Links war von einer Organisation für Blindenhunde zwei Jahre lang ausgebildet worden. Er kennt mehr als vierzig Befehle und sechzig Wörter. Viele dieser Wörter sind Orte oder bestimmte Plätze an diesen Orten, zum Beispiel die Sauna in dem Sportzentrum, das Allen häufig besucht. Links hilft seinem Herrchen nicht nur, dorthin zu gelangen, wohin er möchte, er achtet auch auf den Weg. Wenn es eine Erhöhung oder Vertiefung gibt, wie einen Bordstein, bleibt Links stehen und macht Allen so darauf aufmerksam, dass es ein Problem gibt und er vorsichtig sein muss.

Was aber geschieht, wenn Allen den Hinweis nicht versteht oder eine unerwartete Gefahr droht? Dann ist Links darauf trainiert, einzuschreiten und die Situation zu steuern. Das nennt man „intelligenten Ungehorsam“. Wenn Links den Eindruck hat, dass Allen in Gefahr ist, weigert er sich weiterzugehen. Sollte Allen versuchen, sich über Links Warnung hinwegzusetzen, oder tritt eine unmittelbare Bedrohung ein, dann schneidet Links seinem Herrchen den Weg ab, hindert ihn am Weitergehen oder zwingt ihn sogar umzukehren.

Erst vor Kurzem musste Links eingreifen und mitten auf einer viel befahrenen Kreuzung in der Nähe von Allens Haus die Kontrolle übernehmen. Allen konnte ja nicht viel davon sehen, doch Zeugen erzählten ihm später, was passiert war. „Wir überquerten gerade die Straße, als direkt vor uns ein Auto rechts abbog“, erzählt Allen. „Links verhielt sich genauso, wie er trainiert worden war. Er schnitt mir den Weg ab und versuchte mich aufzuhalten. Leider war er aber nicht schnell genug, und das Auto streifte ihn. Ich konnte spüren, wie er zwischen meinem Bein und dem Auto eingeklemmt wurde. Trotzdem gelang es ihm, mich sicher zum Bürgersteig zurückzubringen, obwohl er eine große Schramme am Kopf hatte! Er hat mich ganz klar davor bewahrt, schwer verletzt zu werden.“ Glücklicherweise trug der vierbeinige Held keine bleibenden Schäden davon und war schon nach ein paar Tagen wieder ganz einsatzfähig.

Allens Hunde haben seinen Horizont erweitert, und zwar in vielerlei Hinsicht. Es war teilweise John T. zu verdanken, dass Allen die Gelegenheit bekam, eine Fernsehsendung mit dem Titel Cooking Without Looking mit zu moderieren („Kochen ohne hinzuschauen“ – eine Kochsendung im amerikanischen Fernsehen für sehbehinderte Menschen). Er und ein paar andere Freiwillige hatten sich bereit erklärt, als Zuschauer dabei zu sein, und wie immer wurde Allen dabei von seinem Hund begleitet. Jemand richtete einen Scheinwerfer auf ihn und fragte ihn, inwiefern sein Assistenzhund ihm in der Küche helfe. „John T. hilft mir beim Aufräumen“, erwiderte Allen trocken. „Wenn etwas auf den Boden fällt, dann gehört es ihm.“

John T. bekam also die leckeren Dinge, die auf den Boden fielen (natürlich nur die, die er gut vertragen konnte), und Allen wurde von da an als Co-Moderator für die Sendung engagiert. Das hatte er seinem Hund zu verdanken, der sozusagen der Türöffner für ihn gewesen war. Seit Jahren helfen seine Assistenzhunde ihm dabei, rechtzeitig zum Studio zu gelangen. Sie navigieren ihn bei der Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln und führen ihn auch sicher durch das Fernsehstudio. Wenn jemand Allen irgendwohin bringen muss, deutet Allen auf die Person und sagt zu seinem Hund: „Folge ihm.“ Dann sorgt das Tier dafür, dass Allen diesen Menschen nicht aus den Augen verliert.

Allen gefällt es, bei der Show mitzuwirken, denn sie hilft sehbehinderten Menschen dabei, sich in ihrer Küche sicher zu bewegen und mehr selbst zu erledigen. „Wer sein Augenlicht verliert, verliert damit oft auch seine Selbstständigkeit“, erzählte Allen mir. „Wenn man beim ersten Mal einen Fehler macht, dann traut man sich nicht mehr heran. Wir versuchen das zu verhindern, indem wir den Leuten hilfreiche Tricks beibringen.“ Zum Beispiel kann man lernen, Gewürze am Duft zu unterscheiden. Am Klang der Kaffeemühle lässt sich erkennen, ob der Kaffee richtig gemahlen ist. Wenn jemand noch ein wenig sehen kann, helfen ihm Behälter mit verschiedenen Farben, Formen und Größen dabei, die Inhalte voneinander zu unterscheiden. Die Bedienung mancher Küchengeräte wie zum Beispiel die Mikrowelle lassen sich durch einen Aufkleber, den man fühlen kann, erkennbar machen.

Die (englischsprachige) Koch-Show ist auf YouTube zu sehen, sie hat auch eine eigene Internetseite sowie einen Twitterund Facebook-Account. Eine Zeit lang wurde sie nicht gesendet, doch das hat sich inzwischen wieder geändert. Seit Herbst 2015 werden wieder neue Sendungen produziert.

Mittlerweile hat Links Allen dabei geholfen, sich nach einem Umzug in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Dank seines Hundes ist Allen nie allein, er kann sich mit ihm gut unterhalten, und das ist für ihn ein Pluspunkt auch in der Begegnung mit anderen Menschen.

Links und die Hunde, die Allen vor ihm hatte, waren für ihn auch immer ein Trost bei Problemen, die anderen Menschen gering erscheinen, für ihn aber riesig sind. Zum Beispiel leistet Links seinem Herrchen Gesellschaft, wenn dieser am Computer arbeitet. Da Allen noch ein wenig Sehkraft besitzt, kann er zwar einen Computer benutzen, aber ein Vergnügen ist das nicht für ihn. Er muss mit dem Gesicht dicht an den Bildschirm heran und seinen Kopf auf- und abbewegen, um die Texte lesen zu können. Sich auf die Schrift zu konzentrieren ist für seine Augen sehr anstrengend. Glücklicherweise hat er ein Programm, das Schriften vergrößern, Farben verändern und sogar Texte vorlesen kann. Trotzdem bleibt es eine anstrengende Beschäftigung, die er kaum genießen kann. Was er aber sehr genießt, ist, dass Links dann angetrottet kommt, sich neben ihm zusammenrollt und den Kopf auf Allens Füße legt – eine sanfte, wohltuende Berührung, die ihm zeigt, wie sehr sein Hund ihn liebt.

Wenn ich über Links nachdenke und über den heilsamen Einfluss, den er auf Allens Leben hat, dann erinnert mich das ein wenig an die Propheten, die den Israeliten dienten. Gott sandte sie in bestimmten Zeiten der Geschichte zu seinem Volk, wenn diesem eine geistliche Gefahr drohte. Wenn Israel sich zum Beispiel nicht mehr an Gottes Gebote hielt und dadurch dem Götzendienst verfiel. Dann war es in großer Gefahr. Gottes Propheten versuchten, die Israeliten zurück zu Gott zu führen. Sie wiesen die Menschen darauf hin, wie Gott ihre Sünde sah. Und sie warnten sie, wenn sich auf ihrem geistlichen Weg ein gefährliches Hindernis befand.

Auch bei den Propheten gab es so etwas wie „intelligenten Ungehorsam“. Sie ordneten sich den irdischen Herrschern nicht unter, auch wenn sie dabei ihr Leben aufs Spiel setzten. Sie versuchten, die Könige – und die ganze Nation – vom Bösen wieder abzubringen, auch wenn es für sie selbst Ablehnung und Verfolgung bedeutete.