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Michael Moynagh

Fresh X
Das Praxisbuch

Copyright © 2014 Michael Moynagh. Original edition published in English under the title Being Church Doing Life by Lion Hudson plc, Oxford, England.

Bibelstellen aus dem Alten Testament folgen der Übersetzung Hoffnung für alle®, Copyright © 1983, 1996, 2002 by Biblica, Inc.® Verwendet mit freundlicher Genehmigung von Fontis – Brunnen Basel.
Bibelstellen aus dem Neuen Testament folgen:
Neue Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen,
Copyright © 2011, Genfer Bibelgesellschaft.

Übersetzt aus dem Englischen von Christiane Vorländer.

Für die großzügige finanzielle Unterstützung des
Übersetzungsprojekts danken wir
Chrischona Schweiz (
http://www.chrischona.ch)

© Brunnen Verlag Gießen 2016
www.brunnen-verlag.de
Umschlaggestaltung: Jonathan Maul
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-7655-7401-6

„Wer Michael Moynaghs neues Buch zur Hand nimmt, bekommt keine theoretische Abhandlung, aber eine theologisch kluge Hinführung zur Praxis, durchsetzt mit einer Fülle von ermutigenden und berührenden Erfahrungen und Geschichten. Oft heißt es dabei ‚how to‘, aber ebenso oft ‚It is the Spirit’s Agenda‘. Und das alles mit der gewohnt soliden Qualität des britischen Vordenkers für Fresh Expressions.“

– Prof. Dr. Michael Herbst, Professor für Praktische Theologie an der Universität Greifswald und Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung (IEEG)

„Die Tradition der alten Kirche in neuer Frische sehen und dann – wie es Huldrych Zwingli ausdrückt – um Gottes Willen etwas Tapferes tun: Dazu ermutigt die Lektüre dieses Buches.“

– Prof. Dr. Ralph Kunz, Professor für Praktische Theologie an der Universität Zürich

„Der Gedanke der ‚Ecclesia semper reformanda‘, der sich immer erneuernden Kirche, wird hier ins 21. Jahrhundert übersetzt. Aktuell und praxisbezogen – eben ‚Fresh‘ – verleiht das Buch der Kirche Flügel, ohne die Wurzeln zu vernachlässigen!“

– Dr. Peter Gloor, Leiter Chrischona Schweiz

„Seit der Veröffentlichung von Mission-shaped Church (2004) sind unzählige Beiträge zum Thema ‚fresh expressions of church‘ erschienen. Michael Moynagh versteht es, in seinem Praxisbuch sowohl theologisch tief greifend als auch praxisnah-inspirierend zu schreiben. Wer dabei ist, neue Gemeindeformen im deutschsprachigen Kontext zu realisieren, wird durch die zahlreichen ‚Pioneer-Stories‘ zusätzlich herausgefordert und unterstützt. Eine hervorragende Arbeitshilfe.“

– Pfr. Markus Weimer, Leiter des Netzwerks churchconvention

„Wer dieses Buch liest, bekommt den Eindruck, dass jeder es kann. Genau das ist der Punkt – es stimmt!“

– Jonny Baker, Direktor für Missionsausbildung bei der Church Mission Society

„Eine Aufforderung, über den Tellerrand von Kirche hinaus zu schauen und jede Gelegenheit zu ergreifen, um Zeugnis für unseren Glauben abzulegen. Es wird Sie zum Nachdenken bringen und Ihr missionarisches Bewusstsein schärfen.“

– Ed Stetzer, Präsident von LifeWay Research, US

„Tiefe Einblicke, wunderbar kombiniert mit einfachen Praxisanweisungen. Ein Muss für alle, die eine Zeugnisgemeinschaft ins Leben rufen möchten.“

– Dave Male, Direktor des Zentrums für die Ausbildung von Pioneers, Ridley Hall, Cambridge

„Mike Moynagh hat eine einzigartige Begabung als Visionär mit großem Herzen und klugem Verstand. Die Kombination von Wissen und Enthusiasmus macht Mut und inspiriert.“

– Revd. Canon Phil Potter, Teamleiter des Fresh Expressions Teams UK und Beauftragter des Erzbischofs

„Sein Leben lang hat Michael Moynagh sich damit beschäftigt zu beobachten, wie die Welt sich entwickelt und wie gleichzeitig die Entwicklung der Kirche als zeugnisgebende Gemeinschaft aussieht. In diesem Buch zeigt er, untermauert von vielen Geschichten, wie beides in der Praxis zusammenkommen kann.

Er verfügt über die natürliche Begabung, viele verschiedene Stränge zusammenzuführen, kluge Schlüsse daraus zu ziehen und die typisch moynaghsche Prise Interpretation beizufügen. Er zeigt, wie wir durch ganzheitliches geistliches Leben und christuszentriertes Zeugnis im nachchristlichen Zeitalter die Kirche zurückbringen können ins öffentliche Bewusstsein. Er möchte die Theorie tief verwurzelt sehen in der Praxis – dieses Buch bietet genau das, was der Titel verspricht.“

– Canon Dr. George Lings, Direktor des Church Army Research Units

„Inspirierende Geschichten, praktische Einblicke und gute Gedanken, um Christen das Handwerkszeug und die Ermutigung für ein gewinnbringendes und ganzheitliches Leben im 21. Jahrhundert mitzugeben. Großartig zu lesen!“

– Maryn Atkins, Vorsitzender von Fresh Expressions und Generalsekretär der Methodistischen Kirche von England

„Erklärt auf einfache Weise, wie jeder Christ effektiv missionarisch aktiv werden kann. Wir sollten es gemeinsam lesen, gemeinsam umsetzen und entdecken, wie neue Dimensionen des Lebens Jesu unsere Netzwerke und Nachbarschaften mit dem Sauerteig des Reiches Gottes durchdringen.“

– Bob und Mary Hopkins, Gemeindepflanzungsinitiativen der anglikanischen Kirche

„Einfühlsam vertieft Mike Moynaghs Buch das Verständnis von Fresh Expressions of Church und rückt für viele Christen Möglichkeiten in Reichweite, sich in ihrem eigenen Alltag zu engagieren.“

– Rt. Revd. Graham Cray, von 2009 – 2014 Teamleiter des Fresh Expressions Teams UK und Beauftragter des Erzbischofs

Für Liz

Inhalt

Dank

Geleitwort zur deutschen Ausgabe

Vorwort

Einleitung – Ich will etwas verändern

Teil 1
Gemeinschaften mitten im Leben – warum?

Kapitel 1 – Gemeinschaften mitten im Leben

Kapitel 2 – Sieben Gründe

Kapitel 3 –Die Fantasie beflügeln – eine Ideensammlung

Teil 2
Handwerkszeug zur Entwicklung von Zeugnisgemeinschaften

Kapitel 4 – Worin liegt das Geheimnis?

Kapitel 5 – Konkrete Schritte

Kapitel 6 – Zu Jüngern machen

Kapitel 7 – Gemeinschaften multiplizieren sich

Teil 3
Handwerkszeug für die Kirche

Kapitel 8 – Meine Gemeinde – wie kann sie sich engagieren?

Kapitel 9 – Meine Kirche, mein Gemeindenetzwerk – welche Aufgaben haben sie?

Kapitel 10 – Die Schlüssel zum Erfolg

Anhang:

Evaluation des Prozesses

Hilfreiche Websites

Weiterführende Literatur

Index

Anmerkungen

Dank

Die Helden dieses Buches sind die unzähligen Menschen in den Zeugnisgemeinschaften, die in ihrem Alltag aktiv Zeugnis ablegen für Jesus. Von ihren Geschichten habe ich mich inspirieren und lehren lassen – Sie finden viele von ihnen in diesem Buch. Manche der Geschichten sind mir in Gesprächen erzählt worden, die meisten aber sind dokumentiert und ich habe jeweils auf die Quelle verwiesen. Natürlich sind sie Schnappschüsse einer aktuellen Situation und haben sich in der Zwischenzeit weiterentwickelt.

Mein Dank gilt allen, die meinen Text während des Schreibens immer wieder kommentiert und für Verbesserung gesorgt haben: Emily Thrasher, Karen Carter, Vicky Cosstick, Dr. Ed Stetzer, Bischof Graham Cray, Canon Phil Potter und die Reverends Andrew Roberts, Bob und Mary Hopkins, Dave Male und Norman Ivison. Alle verbleibenden Defizite sind auf mich zurückzuführen.

Mein Dank gilt auch dem Redaktionsleiter des Monarch-Verlags, Tony Collins, der mich ermutigt hat, dieses Buch zu schreiben, Jenny Ward, die den Text lektoriert hat, und den Mitarbeitenden der Trinity School for Ministry in der Nähe von Pittsburgh. Sie haben mir einen wunderbaren Aufenthalt beschert, bei dem ich viele spannende Pioneers kennenlernen durfte. Ich lerne nach wie vor viel von dem konfessionsübergreifenden englischen Fresh-Expressions-Team, dessen Mitglied ich bin. Geschrieben habe ich das Buch in Wycliffe Hall in Oxford, ein Ort, den ich immer sehr genieße. Mein größter Dank gilt wie immer meiner Frau Liz, die mich über mehr als vierzig Jahre auf wunderbare Weise unterstützt hat.

Wycliffe Hall, Oxford, September 2013

Geleitwort zur deutschen Ausgabe

Evangelische Kirche wird nie fertig werden, sondern sich immer als „ecclesia semper reformanda“ (die Kirche ist immer zu reformieren) verstehen müssen. Auch in ihrem Kernauftrag wird sie immer wieder neu buchstabieren, wie sich ihre Mission in der Gegenwart gestalten soll. Gesellschaft und Lebenswirklichkeit der Menschen verändern sich gegenwärtig rasant. Pluralisierung und Individualisierung lassen die kirchliche und missionarische Arbeit nicht unbeeinflusst.

Das vorliegende Buch von Michael Moynagh gibt einen Einblick in erstaunliche Veränderungsprozesse in den Kirchen in England. Sie zeigt, wie neue vielfältige Formen von Gemeinde Frische und Vitalität in eine mancherorts alt und müde gewordene Kirche bringen.

Nicht nur in England, sondern auch in den deutschen Kirchen spüren es viele, dass eine Ergänzung der herkömmlichen Arbeit in der Parochie immer nötiger wird. Wir haben als Kirche keine Alternative zur Angebotsausweitung und Formatpluralisierung. Und tatsächlich, wenn man sich sorgfältig umschaut: Es entstehen an unterschiedlichsten Orten neue Formen christlicher Zeugnisgemeinschaften. In der Regel sind sie initiiert von engagierten Kreativen, noch zu zurückhaltend gefördert und zu schwach verbunden mit den herkömmlichen Strukturen kirchlicher Arbeit.

Moynagh gibt uns Anteil an einer Neuentdeckung des missionarischen Auftrags in der Kirche von England. Christliche Gemeinde nimmt an der Missio Dei teil, nimmt Gottes Bewegung hin zu den Menschen auf und orientiert sich an der Art der Sendung des inkarnierten Gottessohns. Ihr Zeugnis geschieht in Wort und Tat. Kirche verdankt sich der Mission, nicht umgekehrt.

Dabei wird deutlich, dass Ortsgemeinden und vielfältig neue Gemeindeformen einander im Zusammenspiel brauchen, um den vollen Klang des Evangeliums hörbar zu machen. Anstelle der Uniformität des Gemeindelebens werden neue Wege zu mehr Kreativität und Pluralität sichtbar.

Man kann mit Recht fragen, ob es eine deutsche Ausgabe dieses englischen Buches braucht. Aber die Antwort kann nur lauten: Ja, unbedingt. In der deutschen Theologie und in den Kirchen haben wir zwar vielfältige Arbeiten zur Kirchentheorie, auch gründliche Studien zu Fragen der Gemeindeentwicklung und zahlreiche Publikationen zu Kirchenreformschritten. In der Entwicklung neuer Gemeindeformen sehen wir aber in der Kirche von England einen großen Erfahrungsschatz, den wir in den deutschen Kirchen erst pionierhaft und anfänglich erleben. Michael Moynagh hat diesen Veränderungsprozess in England von Anfang an mitgestaltet und theologisch reflektiert. Mit dem vorliegenden Buch schließen wir uns an einen ökumenischen Lernprozess an und profitieren von den Erfahrungen und theologischen Einsichten in der Kirche von England.

Bei der Herausgabe der deutschen Ausgabe gebührt ein ausdrücklicher Dank der engagierten fachlichen Begleitung durch Prof. Dr. Michael Herbst und Patrick Todjeras (beide Universität Greifswald) wie durch Prof. Dr. Ralph Kunz und Dr. Sabrina Müller (beide Universität Zürich) und durch Pfarrer Markus Weimer (Böhringen; Netzwerk Churchconvention).

Für die Finanzierung der Übersetzung ist Chrischona-Schweiz zu danken.

Ein Praxis-Buch ist angekündigt, allerdings nicht ohne theologische Grundlegung, aber allgemeinverständlich und mit Anleitungen zu eigenen Schritten der Gemeinde-Veränderung.

Es will uns von vorsichtiger, manchmal gar ängstlicher Grundhaltung zu einem mutigen Ausprobieren ermutigen. Lassen wir uns anstiften und aufbrechen, um dem Sendungsauftrag der Kirche in neuen kreativen Schritten gerecht zu werden. Es gibt eine Hoffnung für Mission und Kirche.

Oberkirchenrat Dr. Erhard Berneburg

Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste

Vorwort

Es ist bemerkenswert, was da gerade passiert in der christlichen Kirche der Gegenwart. Sie lernt, innovativ und auf ganz neue Art und Weise die Liebe zu Gott und den Menschen zum Ausdruck zu bringen. Und daraus entstehen ganz neue Formen von Gemeinschaft. Wir beobachten, wie missionale Gemeinschaften mitten im Alltag der Menschen auftauchen: in Cafés, Fitnessstudios, Tattoo-Läden und Waschsalons, auf Online-Spiele-Plattformen – und sogar in Kirchen.

Aktuelle Forschungen zur Lage der Kirche in England haben gezeigt, wie zunehmend wichtig diese Bewegung wird.1 Untersucht wurde fast ein Viertel aller Diözesen der Church of England, der größten Kirche2 Englands. Das Ergebnis der Untersuchungen ist, dass 15 Prozent aller Gemeinden in diesen Diözesen „Fresh Expressions of Church“ sind, also neue Ausdrucksformen gemeindlichen Lebens. Durchschnittlich 10 Prozent der wöchentlichen Teilnahme an Gottesdiensten und sonstigen Veranstaltungen findet dort statt. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die meisten dieser Gemeinschaften erst in den letzten zehn Jahren entstanden sind und zunehmend mehr von ihnen gegründet werden. Das sind gute Nachrichten für eine müde und überalterte christliche Kirche.

Die Leitungen der Fresh-X-Gemeinden geben an, dass nur ein Viertel der Mitglieder dieser neuen Gemeinden als regelmäßige Gottesdienstbesucher bezeichnet werden kann („Kirchennahe“). Etwas mehr als ein Drittel hat sich von Kirche entfernt („Entkirchlichte“) und erstaunliche zwei Fünftel haben wenig oder gar keinen Bezug zu Kirche („Kirchenferne“). Wenn wir diese Zahlen ernst nehmen, dann sind die neuen Ausdrucksformen kirchlichen Lebens ganz sicher eine unserer größten Chancen, das Evangelium der westlichen Welt durch Mission und Evangelisation wieder neu zugänglich zu machen.

Großbritannien ist nicht das einzige Land, in dem dieser neue Aufbruch christlicher Mission zu beobachten ist. In Nordamerika, Australien und Neuseeland gibt es ebenfalls eine Reihe von Beispielen dafür und selbst Kontinentaleuropa zeigt zunehmend Interesse. Trotzdem sind die in England gesammelten Erfahrungen aus drei Gründen von Bedeutung und besonderem Interesse.

Erstens waren es die zwei größten Konfessionen – also die anglikanische gemeinsam mit der methodistischen Kirche –, die vorangegangen sind, indem sie die neuen christlichen Gemeinschaften gefördert haben. Vorausschauende Mitglieder der Kirchenleitung haben ihr Plazet gegeben und so eine Erneuerung an der Basis in Gang gesetzt, die hauptsächlich von Laien getragen ist – ein nicht zu unterschätzender Faktor angesichts der Pfarrerzentriertheit, die gemeinhin in den großen Kirchen zu finden ist. In den Vereinigten Staaten dagegen entstehen die neuen Formen gemeindlichen Lebens weitgehend außerhalb der bestehenden Kirchen.

Zweitens zeigt diese vom Impuls der beiden Kirchen ausgehende neue Welle missionarischen Handelns in England in zunehmendem Maße konfessionsübergreifende Züge. Immer mehr Kirchen im ganzen Land schließen sich an und regen die Entstehung neuer Fresh Expressions of Church an. Die Mitglieder der englischen Fresh-Expressions-Bewegung kommen nicht nur aus der Church of England und der Methodistischen Kirche. Ebenso vertreten sind z. B. die United Reformed Church, die Church of Scotland und die Salvation Army (Heilsarmee). Es gibt Stimmen, die sagen, dass in England durch diese Zusammenarbeit gelebte Ökumene derzeit am allerbesten zum Ausdruck kommt.

Drittens wurde dankenswerterweise die missionarische Dynamik des Prozesses inzwischen von einigen Beobachtern der Fresh-Expressions-Bewegung analysiert und aufgeschrieben. Am Anfang steht ein Hören auf den Kontext. Dann beginnt das Kernteam häufig einfach damit, den Menschen, denen ihre Berufung gilt, in Liebe zu dienen. Um diese dienende Liebe herum bildet sich eine Gemeinschaft, in der die Menschen den Weg zu Jesus kennenlernen. Wer möchte, bekommt die Möglichkeit auszuprobieren, was es heißt, Jesus nachzufolgen. So bildet sich um den Kern derer, die zum Glauben gefunden haben, eine Gemeinde. Manchmal beginnen die neuen Christen dann ihrerseits, diesen Prozess neu zu beginnen.

Das stellt den konventionellen Ansatz der Gemeindepflanzungen auf den Kopf. Gottesdienst und geistliches Leben stehen am Ende des Weges statt am Anfang. Der gesamte Prozess ist organischer, experimenteller, inkarnatorischer und lokaler als der eher formale Weg traditioneller Gemeindepflanzungen und er geschieht oft in kleinerem Rahmen.

Trotz dieser spannenden Entwicklungen sind in England viele schnell bei der Hand mit dem Urteil, dass die Situation nach wie vor alles andere als rosig ist. Die Kirche schrumpft immer noch zu schnell, die durch die neuen christlichen Gemeinden Hinzukommenden sind als Gegengewicht nicht ausreichend. Außerdem besteht Skepsis, inwieweit die historischen, weit institutionelleren Strukturen in der Lage sein werden, diesen Ausbruch christlicher Energie einzubinden. Wird der neue Wein die alten Schläuche der traditionellen Konfessionen sprengen? Werden die bestehenden Strukturen sich schnell und radikal genug anpassen können, um das zu integrieren, was da an der Basis geschieht? Oder werden sich die Pioneers der neuen Gemeinschaften gegenseitig in Netzwerken unterstützen, die sich zunehmend von den großen Kirchen entfernen?

Wie auch immer die Antworten aussehen mögen, es besteht kaum Zweifel daran, dass wir nicht nur in England, sondern auch in Amerika und an vielen anderen Orten der Welt Zeugen einer außerordentlich bedeutsamen, von Gott angestoßenen Bewegung werden. Legt der Heilige Geist einmal mehr das Fundament dafür, dass die Kirche auf dramatische Weise wiedergeboren wird, mit nie dagewesenen Formen und Strukturen? Ich persönlich habe genau dieses Gefühl.

Wenn Sie mehr über diese Bewegung des Heiligen Geistes erfahren möchten und besonders wenn Sie und Ihre Glaubensgeschwister gerne erfahren möchten, wie Sie Teil dieser Bewegung werden können, dann ist dieses praxisbezogene und einprägsame Buch genau richtig. Seine Botschaft ist einfach und doch kraftvoll: Sprechen Sie einen oder zwei andere Christen aus einem Ihrer Lebenskontexte an – in Ihrem Freundeskreis, dort wo Sie Ihre Freizeit verbringen, an Ihrem Arbeitsplatz oder in Ihrer Nachbarschaft. Bitten Sie Gott, Ihnen zu zeigen, wie Sie etwas für die Menschen in Ihrem Umfeld tun können, und erzählen Sie, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, von der Frohen Botschaft des Evangeliums. Und dann warten Sie ab, was Gott daraus macht.

Untermauert mit über 120 Beispielen aus der Praxis stellt Michael Moynagh einen neuen Ansatz von Mission in Ortsgemeinden vor, der sich auf Zeugnisgemeinschaften im alltäglichen Leben gründet. Leicht zugänglich beschreibt er, wie man als normaler Christ ganz einfach solche Gemeinschaften starten kann und sie in Zentren verwandelt, in denen Menschen zu Jüngern werden. Er zeigt, wie Leitende von Ortsgemeinden, vor allem dann, wenn sie sich zum pastoralen Dienst berufen fühlen, ihre Gemeinden dazu bewegen können, die neu entstandenen Gemeinschaften zu unterstützen und so teilzuhaben an Gottes Handeln in unserer Zeit.

Ich bin froh und dankbar, dass dieses sehr praxisnahe Buch tief in der biblischen Botschaft wurzelt. Das theoretische und theologische Fundament ist nachzulesen in dem gewichtigen, komplexen Grundlagenwerk Michael Moynaghs, „Church for Every Context“3. Ich empfehle besonders Gemeindeleitenden auch die Lektüre dieses Buches. Beide Bücher sind hilfreich, um die missionale Kommunikation der Christen zu verändern, weg vom individuellen Zeugnis des einzelnen hin zu einer kleinen Gemeinschaft von Menschen, die gemeinsam Zeugen ihres Glaubens werden. Ein radikaler Ansatz. Aber nicht einfach bloße Theorie. Er gründet auf dem, was eine wachsende Anzahl von Christen bereits hier und jetzt tut.

Wenn Sie also den Zaun zwischen Kirche und Alltagsleben einreißen möchten, wenn Sie aufregende und praktikable Wege finden möchten, um Ihrer inneren Leidenschaft himmlischen Wert zu geben, wenn Sie Jesus nicht mehr allein, sondern gemeinsam mit anderen Christen bezeugen möchten, dann empfehle ich Ihnen „Fresh Expressions – das Praxisbuch“.

Alan Hirsch

Gründer des „Forge Mission Training Network“4 und Autor von Forgotten Ways (dt. Vergessene Wege, Schwarzenfeld: Neufeld, 2011) und vielen anderen Büchern zum Thema missionale Kirche

Einleitung –
Ich will etwas verändern

„Pastorinnen und Pastoren machen sich unheimlich viele Gedanken, um ihre Gemeindeglieder dazu zu bringen, als Christen in der Welt etwas zu verändern“, sagte einmal ein Kollege zu mir. „Die meisten wissen nur nicht, wo sie ansetzen sollen.“

Vielleicht sind sie einer dieser Leiter oder eines dieser Gemeindeglieder, über die sich Gemeindeleitende so viele Gedanken machen. Sie lieben Gott von ganzem Herzen. Sie sind Jesus begegnet, sei es im Gottesdienst oder durch die Begegnung mit anderen Christen. Sie haben den Heiligen Geist gespürt und erlebt, wie Gott das Leben von Menschen verändern kann.

Sie lassen sich inspirieren von der Bibel, besonders davon, wie sehr das Reich Gottes das Leben verändern kann. Mit dieser Hoffnung gestalten Sie Ihr Leben in der Nachfolge Jesu Christi, bei sich zu Hause, auf Ihrer Arbeit und in Ihren Netzwerken.

Aber die biblische Vision, für die sie beten, geht noch darüber hinaus: wenn der Segen, den Sie erfahren, doch irgendwie auch auf andere ausstrahlen könnte. Eigentlich müsste die Kirche viel mehr bewirken in unserer Gesellschaft, sie müsste die Menschen bereichern und ihnen die Frohe Botschaft bringen.

Sie nehmen die unendlich großen gesellschaftlichen Veränderungen im Umfeld der Kirche wahr. Und Sie sehnen sich danach, neue Anknüpfungspunkte für das Evangelium in unserem 21. Jahrhundert zu finden. Sie sehnen sich nach einer Sprache, die die Menschen von heute erreicht.

Vielleicht liegt das Leben noch vor Ihnen. Sie möchten etwas verändern in der Welt. Aber Sie sind auch voller Sorge, so wie die 22-jährige junge Frau mit gutem Hochschulabschluss, die einen tollen Job fand, sich dann aber die Tretmühle vorstellte, die vor ihr lag.

„Es geht im Leben doch nicht nur darum, Geld zu verdienen, oder?“, fragte sie sich. Sie wollte in dieser Welt etwas verändern und nun fürchtete sie sich vor den eingefahrenen Schienen des normalen Alltags.

Oder sind Sie beschäftigt mit Ihrem BAföG oder Stipendium, der Jobsuche, Ihrer beruflichen Entwicklung und der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung? Natürlich bietet das Internet genug Möglichkeiten, um mit der Welt in Verbindung zu treten, aber tun Sie genug, um jemanden zum Zuhören zu bewegen?

Vielleicht identifizieren Sie sich auch mit den Lesern einer großen christlichen Zeitschrift – ich habe den Chefredakteur gefragt, welches Gefühl zum Thema christlicher Glaube seinen Lesern wohl zuerst in den Sinn käme, wenn man einen Blick hinter ihre Fassade werfen würde. Er antwortete ohne Zögern: „Enttäuschung.“

Und eine der größten Enttäuschungen dabei ist die Trauer darüber, dass sie mit ihrem Leben in der Welt nicht mehr bewegen können. Sie tun alles, was ein Christ tun muss. Sie besuchen regelmäßig den Gottesdienst. Sie versuchen, ihren Glauben im Alltag zu leben. Aber wenn sie morgen sterben würden, dann wäre der Nachruf nicht besonders umfangreich. Sie hätten keine Spuren hinterlassen auf dem Weg ihres Lebens. Statt die Welt verändert zu haben, haben sie sich vermutlich eher von ihr verändern lassen. Sie sind losgegangen mit der Hoffnung, etwas zu bewegen, aber haben erlebt, wie ihr Traum nach und nach verblasst ist. Ist es zu spät für einen neuen Traum?

Vielleicht haben Sie schon einmal von einer neuen Bewegung gehört, in der sich Menschen jenseits der Kirche in vielen verschiedenen Kontexten engagieren, mitten in der Welt von heute. Einer Bewegung, die neue Formen findet, um Kirche im ganz normalen Alltagsleben zu sein. Ist es das, wonach Sie sich gesehnt, wofür Sie gebetet haben? Können Sie vielleicht Teil dieser Bewegung werden?

Es gibt dem Leben einen Sinn, wenn man Dinge bewegen kann. Das ist ein entscheidender Faktor für das Wohlbefinden eines Menschen. Eine Studie von 2013 hat durch die Befragung von 600 Amerikanern gezeigt, dass es einige unserer psychologischen Kernbedürfnisse befriedigt, wenn wir Dinge tun, die für uns sinnvoll sind.5 Drei dieser Bedürfnisse sind besonders wichtig:

Für andere Menschen etwas bewirken zu können befriedigt diese Bedürfnisse. Man zeigt, dass man kompetent ist, man tritt in Beziehung mit anderen und man hat die Kontrolle über das eigene Leben, weil es die eigene Entscheidung ist, dies zu tun.

Wer das Gefühl hat, nichts zu bewegen, fragt sich: „Bin ich effektiv?“ – „Werde ich von anderen wertgeschätzt?“ – „Bin ich machtlos?“ Von dort ist es nur noch ein Schritt zu der Feststellung: „Ich bin nichts wert.“

Ein unverwechselbares Zeugnis?

Ohne Wirkung zu bleiben – für einen Christen ist dieses Gefühl besonders quälend. Denn genau dazu sind wir berufen: Wir sollen uns unterscheiden und anderen die Frohe Botschaft bringen.

Man kann dafür viele Worte finden: „Seid das Salz der Erde, das Licht der Welt“, „seid liebende Gegenwart“, „seid Zeugen Jesu, Zeugen des Reiches Gottes“ oder „spürt, was der Geist Gottes tut, und tragt das eure dazu bei“.

Wenn man aber auf das eigene Leben blickt, ist man allzu oft unzufrieden mit dem, was man tatsächlich bewirken kann. Vielleicht ist es das Gefühl der Machtlosigkeit, das einen zurückhält. Der Einzelne kann die Probleme nicht lösen, von denen wir in den Nachrichten hören. Dazu sind sie viel zu groß. Und die großen Taten berühmter Menschen hinterlassen das Gefühl: „Dazu wäre ich niemals in der Lage!“ Und dann fühlt man sich ganz schnell wie ein unbedeutender kleiner Stern im Universum und alle Energie löst sich in Luft auf.

Das Gefühl der Machtlosigkeit hat viele Wurzeln. Eine davon ist unsere zunehmend organisierte Welt. Die Anzahl existierender Organisationen und Institutionen hat extrem zugenommen, das gilt für registrierte Unternehmen in Kalifornien (zwischen 1960 und 2001 um das Fünffache gestiegen) genauso wie für internationale Nichtregierungsorganisationen, deren Zahl von weltweit 176 im Jahr 1909 fast ein Jahrhundert später auf über 44.000 angestiegen ist.6

Auch das private Alltagsleben ist oft bestimmt von Organisationen und Institutionen, angefangen bei der Kinderbetreuung in der Kindertagesstätte. Für die ehrenamtliche Arbeit gilt dies ebenso. Fast alle Entscheidungen, die das tägliche Leben bestimmen, haben ihren Ursprung in Organisationen – in Marketingfirmen, Unternehmen, Medien, Regierungen, Aufsichtsbehörden, Schulen, Krankenhäusern und vielen anderen mehr. Auch wenn durch die sozialen Medien der Einzelne ganz neue Möglichkeiten hat, haben Organisationen und Institutionen noch einen starken Zugriff auf unser Leben.

Die Organisationen und Institutionen selber empfinden, dass immer mehr organisiert wird: mehr Bestimmungen, mehr Zielsetzungen, mehr Rechenschaftspflicht. Die englischen Soziologen Paul Heelas und Linda Woodhead nennen dies den eisernen Käfig des „zielgerichteten Lebens“. Der Einzelne ist zum Gefangenen der Ziele am Arbeitsplatz geworden.7

Die Existenz von mehr Organisationen und Institutionen bedeutet aber auch mehr Wahlmöglichkeiten: Als Familie zum Beispiel kann man für seine Freizeitaktivitäten aus viel mehr Angeboten wählen. Das Leben wird zunehmend rastlos bei dem Versuch, alles darin unterzubringen. Gleich ob Sie Ihre Kinder von einer Veranstaltung zur nächsten fahren, sich selbst an die Grenzen Ihrer Kräfte bringen, um die Zeitvorgaben am Arbeitsplatz einzuhalten, oder ob Sie ausgebrannt sind durch den ehrenamtlichen Einsatz in Ihrer Kirchengemeinde – Organisationen und Institutionen lassen Sie ertrinken in einer Flut von Anforderungen. So hat man weder die Zeit noch das Durchhaltevermögen, in dieser Welt wirklich etwas zu verändern.

Zusammenkommen zum Gottesdienst, auseinandergehen ins Leben?

Die Art und Weise, wie die meisten Christen im normalen Leben Zeugnis ablegen, erschwert zudem den Kampf, Dinge zu verändern und etwas zu bewirken. Meist passiert nämlich Folgendes: Wir kommen am Sonntag zusammen zum Gottesdienst und gehen dann als Einzelne zurück in die Welt. Und während der Woche, am Arbeitsplatz, in der Familie, bei Freunden und in unserer Freizeit sind wir auf uns allein gestellt, um von Jesus Zeugnis abzulegen.

Natürlich werden wir durch die Gottesdienste und durch die Gebete der Gemeinde getragen und auch durch christliche Freunde und Verwandte. Vielleicht engagieren wir uns auch bei missionarischen Aktionen und Programmen der Gemeinde.

Trotzdem bleibt bei dem größten Teil der Gottesdienstbesucher das Gefühl: „Wenn es darum geht, den eigenen Glauben zu bekennen, bin ich nach dem Gottesdienst für den Rest der Woche als Christ auf mich alleine gestellt.

Besonders dann, wenn das Leben sich in einem Umfeld abspielt, in dem Kirche stark auf dem Rückzug ist – wir schauen uns dann vielleicht an unserem Arbeitsplatz oder in unserer Wohnsiedlung um und fragen uns: „Ist hier noch irgendjemand Christ?“

Gläubige versammeln sich, um Rückhalt zu bekommen, und trennen sich, um ihren Glauben zu bezeugen.

Dieses Schema des Zusammenkommens und Auseinandergehens ist so selbstverständlich geworden, dass wir es kaum je infrage stellen. Daneben aber entsteht nach und nach ein anderes Modell, wie man in der Welt wirken kann.

Christen treffen sich – normalerweise in kleinen Gruppen – in Pubs und Cafés, an Arbeitsplätzen, in Netzwerken und Nachbarschaften, um dort etwas für die Menschen zu tun und ihnen vom Evangelium zu erzählen.

Mittagessen im Fitnesscenter

Eine Gruppe von Christinnen begann, einmal im Monat einen Luncheon Club im Fitness-Studio anzubieten: ein gutes Mittagessen für Frauen, danach ein Gespräch zum Thema „Lebensqualität“. Eine der Frauen erzählte zum Beispiel davon, was es für sie als Mutter eines behinderten Kindes heißt, trotzdem das Gefühl einer hohen Lebensqualität zu haben.

Die Frauen, die ihre Geschichten erzählen, sind alle Christinnen und erzählen auch davon, wie Jesus ihnen geholfen hat. Das Mittagessen findet in einem Raum mit großen Glasfenstern statt. Es können also alle sehen, was vor sich geht. Am Schluss bekommen alle Frauen einen Blumenstrauß geschenkt. Wer sie beim Verlassen des Fitnesscenters fragt, woher sie den Blumenstrauß haben, bekommt als Antwort eine Einladung zum nächsten Treffen des Luncheon Clubs.

Inzwischen kommen regelmäßig vierzig bis fünfzig Frauen, die noch keine Christinnen sind. Und der Geschäftsführer des Fitness-Studios erzählt seinen Kollegen in anderen Studios: „Das ist gut fürs Geschäft!“

Familie als Fresh-X-Gemeinde

Lubo und Dasa Badiar sind Mitglieder der Lutherischen Kirche der Slowakei und engagieren sich ehrenamtlich. Die Jahrzehnte unter kommunistischer Herrschaft haben einen destruktiven Einfluss auf Familien ausgeübt und dazu beigetragen, dass der – meistens auf den Sonntag beschränkte – Kirchenbesuch stark zurückgegangen ist.

Lubo und Dasa wohnen in der „Second City“ Kosice8 und haben, inspiriert von der Zellgemeinden-Bewegung, eine missionarische Vision entwickelt. Im Hören auf Gott und ihren Kontext haben sie diese Vision abgewandelt. Sie boten mitten in der Woche ein „Familientreffen“ an, um Familienleben in ihrem Umfeld neu zu beleben – und im Zentrum stehen Jesus und die Bibel.

Und es hat funktioniert! Ihre Gemeinschaft von Familien und Freunden außerhalb der Kirchengemeinde blühte neu auf. Also haben sie ihr Konzept an andere Paare weitergegeben, die es in ihrer eigenen Familie umgesetzt haben. Das Modell erwies sich als bemerkenswert erfolgreich. In den darauffolgenden Jahren hat sich die Idee zu einer Bewegung mit unzähligen Familientreffen im ganzen Land entwickelt.

Kleine Gruppen umkrempeln

Eine steigende Zahl von Gemeinden in Nordamerika und Großbritannien haben mittelgroße, sogenannte „missionale Gemeinschaften“ ins Leben gerufen.

Anders als die üblichen Kleingruppen soll sich jede dieser Gemeinschaften für eine spezifische demografische Gruppe außerhalb des Einflussgebietes der Kirchengemeinde einsetzen, so zum Beispiel für Kinder mit Behinderung, junge Erwachsene im Berufsleben oder Menschen mit Interesse an Gerechtigkeit und Umwelt.

Deshalb bilden diese Gruppen kleine Wochentagsgemeinden: Sie treffen sich im Allgemeinen mehrere Male im Monat zu missionarischen Einsätzen und geistlichen Veranstaltungen und schließen sich ihrer Muttergemeinde an ein oder zwei Sonntagen im Monat an.

Die Gemeinde St. George im englischen Deal stellte fest, dass aus diesen kleinen Gemeinschaften vierzig neue ehrenamtliche Mitarbeiter hervorgegangen waren. Eine große Zahl für eine Kirchengemeinde in England.9 Die erste Gemeinschaft, STEPPING STONES (Meilensteine), hatte sich auf die Familien der Schülerinnen und Schüler am Ort fokussiert. Sie organisierte Feste in der Schule, unternahm Ausflüge zum Strand, bot ein Wochenend-Camp und einen Einführungskurs in den christlichen Glauben an. Die Arbeit trug so viele Früchte, dass es inzwischen eine zweite Gemeinschaft gibt.

Die 3DM-Bewegung, die sich die Förderung missionaler Gemeinschaften zum Ziel gesetzt hat, unterstützte in nur drei Jahren bis 2010 die Gründung von 725 neuen Gemeinden auf beiden Seiten des Atlantiks. Bei den meisten von ihnen handelte es sich um solche mittelgroßen Gemeinschaften.10

Diese und andere „Zeugnisgemeinschaften“, wie ich sie nenne, machen es möglich, dass Nachfolger Christi nicht mehr allein auf sich gestellt sind, sondern gemeinsam Zeugnis ablegen können von ihrem Glauben. In den Herausforderungen einer durchorganisierten Welt stehen Christen Schulter an Schulter für Jesus zusammen.

Drei Begriffe kennzeichnen den Charakter dieser Gruppen:

Dadurch kommen Einzelne zum Glauben und entdecken, wie sehr sich ihr Leben verändert. Luke z. B. begann mit vierzehn Jahren mit Cannabis zu dealen. Mit neunzehn war er bereits massiv abhängig:

„Mit zwanzig hatte ich einen Herzanfall, ausgelöst von einer Überdosis, und kurz danach begann ich mit Heroin … Irgendwann hatte ich das Gefühl, Gott hat mich an einen Punkt gebracht, an dem mir nichts anderes mehr blieb, als ihn um seine Vergebung anzuflehen. Die anderen Leute im Projekt … sie halfen mir durch den Entzug hindurch, als ich begann, vom Methadon wegzukommen. Sie haben mich durch diese Phase hindurchgetragen mit ihrem Gebet und ich bin mir absolut sicher, dass es nicht annähernd so schlimm war, wie es normalerweise gewesen wäre. Das war die Kraft Gottes in meinem Leben: Sie hat mir in diesem Kampf geholfen.“11

In „Fresh Expressions – Das Praxisbuch“ geht es darum zu zeigen, wie ganz normale Christen und Ortsgemeinden solche Zeugnisgemeinschaften starten und weiterentwickeln können. Die ersten drei Kapitel beschäftigen sich mit dem „Warum?“ – und bieten ein ganzes Bündel von Geschichten, die Ihnen Lust machen sollen. Sie werden sehen, dass diese Gemeinschaften keine zufälligen Phänomene, sondern die Vorreiter einer neuen Bewegung sind.

Kapitel 4 bis 7 liefern Handwerkszeug – keine Regeln! – zur Entwicklung solcher Gemeinschaften. Die darauffolgenden zwei Kapitel erzählen, wie Ortsgemeinden, Kirchen und Netzwerke die Gründung von Zeugnisgemeinschaften fördern können, und Kapitel 10 zeigt, was der Schlüssel zum Erfolg ist.

Überall in der Welt verlassen Menschen die schützenden Mauern der konventionellen Ortsgemeinden. Nicht um sie zu ersetzen, sondern um sie zu ergänzen. Sie gründen Gemeinschaften mitten im Alltag, die das Herz berühren, das Leben zu etwas Außergewöhnlichem machen und Jesus auf den Plan rufen. Ob Sie in der Gemeindeleitung sind oder „einfaches Gemeindeglied“: Auch Sie können mitmachen.

Teil 1


Gemeinschaften
mitten im Leben –
warum?