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Christrose Rilk

Die Gerechten des Luberon

Historischer Roman

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© Christrose Rilk 2003,
vertreten durch Agentur Literatur Gudrun Hebel, Berlin
Herausgegeben im Brunnen Verlag Gießen 2003

Lektorat: Eva-Maria Busch
Umschlagmotiv: shutterstock
Umschlaggestaltung: Ralf Simon
Satz: DTP Brunnen

Inhalt

Die Herberge

Familienbilder

Namenstag

Gute Gesellschaft

Opfer

Die Stadt des Feuers

Wie Steine in einer Pyramide

Wölfe und Schafe

Unerhörte Gebete

Wie zarter Blütenschnee

„Es ist mein Weg“

„Deine Liebe ist nicht viel“

Dafür lohnt es sich zu leben

„Ich möchte jetzt allein sein“

Finsternis

Spuren

Trauer

Der Weg abwärts

Diktatur

Die Baronin von Lourmarin

„… dass auch das Herz mitsprechen dürfte“

Christophes Flucht

Blanche de Levis

Gewalt und Auflehnung

Céleste Perrot

Vertuschung

Cécile, meine Tochter

Eine Lösung

Der Unerforschliche

Eskalation

Weihnachten

Das wäre Krieg

Ich liebe dich

Ostern 1545

Rache

Sonnenaufgang

Die Nacht der Wölfe

Die Angst des Mächtigen

Das Kind

Vorräume des Schreckens

Bann

Die Mütter

Meine Blume, meine kleine Rose

Der Weg ins Licht

Die Pforte der Absolution

Die Seherin

Dunkel über dem Land

Gegenwind

Gefängnismauern

Der Prozess

Heimkehr nach Oppède

Was ist Wahrheit?

Epilog

Ein Personenverzeichnis finden Sie auf Seite

Lux lucet in tenebris
et tenebrae eam non comprehenderunt.

Das Licht scheint in der Finsternis,
und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.

Johannes 1,5

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Die Herberge

Die Sonne war untergegangen hinter den Ausläufern des Luberon, der Abendhimmel leuchtete in flammendem Rot. Was für eine verschwenderische Pracht, dachte Christophe, die bis weit nach Osten für kurze Zeit den Himmel in solche Farben taucht. Und auch das Gesicht des alten Mannes ihm gegenüber strahlte die Glut wider. Der sah beunruhigt auf zu den dunklen Wolkenfetzen, die der Wind von Norden herantrieb. Er schloss die Augen, seine Lippen bewegten sich wie im Gebet. Der Junge rieb seine klammen Finger und lauschte dem Schrei der Krähen nach.

„Meister, der Abend ist gekommen, der Transmontane kommt auf, lasst uns jetzt zur Bastide1 gehen. Worauf warten wir noch?“

Der alte Prediger betrachtete nachdenklich seinen jungen Gefährten. Auch er fror im kalten Wind, aber er schüttelte den Kopf. „Wir können erst um Einlass bitten, wenn es dunkel geworden ist. Ich habe dir gesagt, warum. Das Gesetz der Gastfreundschaft gebietet, einem Fremden, der bei Nacht anklopft, die Hilfe nicht zu verweigern. Wenn wir jedoch früher ankommen, bringen wir die Hausgemeinde in Gefahr. Wie sollen sie sonst im Verhör sagen können, ein Fremder habe um Mahlzeit und Übernachtung gebeten? Willst du nicht endlich einsehen, dass wir nicht vorsichtig genug sein können? Und warum nennst du mich wieder Meister? Soll denn jeder gleich wissen, dass ich ein Barbe, ein Wanderprediger bin? Ich habe dir oft genug gesagt, du sollst Onkel zu mir sagen.“

Christophe zuckte die Achseln. Die Alten haben eben nicht mehr viel Feuer in den Adern, sie fürchten jeden Schatten. Missmutig beobachtete er die fernen Rauchschwaden aus dem Kamin der Schäferei. Der würzige Duft von Holzfeuer erinnerte ihn daran, dass er schon lange nichts gegessen hatte. Feuchtigkeit stieg auf von dem harten Boden, er stand auf und machte ein paar Schritte, um seine Glieder zu lockern.

„Stell dich an den Baumstamm“, sagte der Alte streng, „es gibt überall Späher. Soll ich dir erzählen von Pierre Jourdan? Er war kaum älter als du. Auch er kam aus Piemont, wie du, aus Fenestrelle im Pragelatal, du kennst den Ort. Er verließ seine Heimat in den Bergen, um Wanderprediger zu werden. Er war mir ein guter Gefährte, treu in unserem waldensischen Glauben. Er war nur ein wenig unvorsichtig, vielleicht auch von blindem Vertrauen, dass Gott seine Diener beschützt vor den Feinden …“ Der Alte brach ab. Im letzten Abendlicht sah Christophe den Schmerz im zerfurchten Gesicht seines Lehrers.

„Was geschah mit ihm?“ In der Frage lag ein leises Erschrecken.

Der Alte seufzte. „Er hat sein Gepäck nicht so verwahrt, wie er sollte. So fanden die Verfolger das Heilige Buch, und auch den Brief aus der Schweiz. Und damit war sein Schicksal besiegelt.“

„Was für einen Brief, Onkel?“

Der Alte schloss die Augen und zitierte aus dem Gedächtnis: „Ich weiß um eure Schwäche. Aber diejenigen, die erkannt haben, dass sie durch das Blut Christi erlöst sind, müssen tapferer sein. Warum seid ihr so besorgt um euer Leben? Wer wird unseren Glauben für den wahren halten, wenn er in der Hitze der Verfolgung schwach wird? Möge der Herr euren Glauben vermehren.“2

„Ihr habt einen bitteren Ton, Onkel. Warum? Das sind wahre Sätze …“

„Wahre Sätze!“ Der alte Barbe sprach mit unterdrückter, zorniger Stimme. „Freilich – wahre Sätze, in Basel geschrieben, im sicheren Land! Aber wir leben in der Provence, hier wacht die Inquisition! Und Pierre Jourdan musste sterben, verurteilt als Ketzer. Er wurde lebendig verbrannt auf dem Platz vor der Kathedrale der heiligen Anna in Apt.“ Die brüchige Stimme wurde nun sehr leise. „Und als das Feuer heruntergebrannt war, läuteten die Glocken das Fest der Christgeburt ein. Pierre starb am Tag vor Weihnachten im Jahr 1538.“

Christophe blieb eine Weile still. Er wollte nicht, dass der andere seine Betroffenheit merkte. Schließlich meinte er zögernd: „Pierre wird in unserem Volk nie vergessen werden. Er war ein unerschrockener und mutiger Zeuge für unseren Glauben, ein wahrer Waldenser und Märtyrer.“

Der alte Prediger stand auf und trat dicht vor Christophe. Es war jetzt so dunkel geworden, dass sie ihre Gesichtszüge fast nicht mehr erkennen konnten. Die Stimme des Alten war hart geworden. „Er hat geweint, als man ihn zum Scheiterhaufen führte. Er war ein gebrochener Mensch. Die Menge hat bei seinem Anblick gejohlt wie im Zirkus.“

„Woher weißt du das?“, flüsterte Christophe.

„Ich war auch auf dem Platz.“ Der Barbe sprach mit schwankender Stimme. „Ich wollte ein Gebet sprechen für ihn. Ich konnte es nicht. Gott war mir sehr fern. Denn ich tat einen Blick in die Hölle. Gnade Gott dem, der dem Inquisitor in die Hände fällt. Zwei Monate Folter und Verhör haben aus dem fröhlichen und glaubensstarken jungen Mann eine erbärmliche Kreatur gemacht. Er hat seine Freunde verraten, ihre Namen preisgegeben, er hat sich selbst verloren in der Tortur. Sie haben ihn schon gebrochen, bevor sie ihn verbrannt haben. Möge Gott sie strafen!“

„Onkel, aber Ihr habt Euch in Gefahr begeben, wenn Ihr auch auf dem Platz in Apt gewesen seid.“

Der Prediger machte eine wegwerfende Handbewegung. Sehr langsam fuhr er fort: „Sie schleppten ihn auf das Gerüst, banden ihm die Hände hinter seinem Rücken an den Pfahl. Diese schreckliche Präzision, in der alles an seinem Platz bereitlag: die Strohbüschel, die Reisigbündel, aufgeschichtetes Holz, Fackeln – und in der Mitte von all dem dieser lebensvolle junge Mensch, der er einmal gewesen war. Die Leute klatschten und brüllten. Und ich auch. Ich schrie und stöhnte meinen Schmerz hinaus, als die Flammen hochzüngelten … Schwerer Nebel lag über der Stadt, der Rauch konnte schlecht abziehen, und auf dem Boden stand die schmutzige Nässe. Und Ascheflocken …“ Seine Stimme erstarb.

Christophe fröstelte. Er schaute hinauf zum Himmel. Kalt und fern standen ein paar Sterne im Nachtblau zwischen schwarzgrauem Gewölk. Von weitem hörte er Hunde heulen.

„Gott schütze uns. Gott im Himmel bewahre uns“, murmelte der Alte.

„… und führe uns zum ewigen Leben“, fiel Christophe ein.

Der Barbe legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wir können gehen.“

Die Nacht lag schwer auf dem Land. Aber hinter den Fensterläden der Bastide erwartete sie ein Lichtschein.

„Wie ein Zuhause“, flüsterte der alte Wanderprediger. Er klopfte dreimal an die schwere Holztür. Als hätte ein Mensch hinter der Tür gewartet, antwortete sofort jemand von drinnen: „Wer kommt zu so später Stunde?“

„Das Licht leuchtet in der Dunkelheit.“ Die Stimme des Alten wurde zum durchdringenden Flüstern. Dann, etwas lauter: „Ist am Feuer noch Platz für zwei?“

Der schwere Eisenriegel wurde zurückgeschoben. Ein gebeugter Mann in mittlerem Alter öffnete ihnen die Tür. „Seid willkommen im Hause Pellenc.“

Die beiden traten ein. Thomas Pellenc legte sorgfältig den Riegel wieder vor und geleitete sie ins Haus. Der niedrige, große Raum war vom Schein des Feuers und einer rußigen Öllampe spärlich erhellt. Um den Tisch saß mehr als ein Dutzend Menschen. Christophe konnte ihre Gesichter nicht genau erkennen. Alle trugen sie die Kleidung der Bauern und Hirten dieser Gegend.

„Das ist der Onkel Octave, auf den wir gewartet haben, mit Christophe, seinem Schüler aus Piemont“, stellte der Hausherr vor. „Setzt euch ans Feuer, wärmt euch auf. Danach werden wir essen.“

Der Barbe hob die Hand zum Gruß und sagte mit fester Stimme: „Der Friede Christi sei mit euch allen!“

„Amen“, murmelten die Leute.

Der Alte setzte sich auf den angebotenen Hocker am Kamin, Feuerschein huschte über sein bleiches Gesicht. Christophe sah die Zeichen der Erschöpfung. Eine Frau trat zu ihnen mit einer Schüssel Wasser und einem sauberen Tuch.

„Willkommen, Onkel Octave“, sagte sie freundlich. „Wir haben nicht nur auf euch gewartet, sondern uns sehr auf euch gefreut. Willkommen auch du, Christophe. Ich bin Jeanne Pellenc. Das Essen ist fertig.“

Octave wusch langsam seine Hände in der Schüssel und trocknete sie mit dem Tuch, dann gab er es an Christophe weiter.

Thomas Pellenc wies ihnen die Plätze am langen Tisch. Seine Frau schöpfte aus einem großen Topf. Als alle Teller gefüllt waren, stand Octave auf und sprach: „Herr, wir danken dir für die Gaben und loben dich. Segne diesen gemeinsamen Tisch, und nimm uns zuletzt auf in dein ewiges Reich.“

„Amen“, antwortete die Tischgemeinschaft.

Thomas Pellenc brach Stücke ab vom hellen Brot und reichte sie weiter. Christophe sah auf die schwieligen Hände. So hat mein Vater das Brot geteilt, wenn er abends müde vom Berg herabgekommen ist. Vielleicht sitzen sie auch jetzt in diesem Augenblick beim Essen, aber sein Platz am Tisch ist leer, wie meiner auch, und vielleicht hat Mutter wieder rot geweinte Augen – oder ist es der beißende Rauch beim Kochen, der ihr Tränen macht?

„Nimm, Junge“, sagte Thomas Pellenc. Christophe riss sich aus seinen Gedanken und griff dankbar zu. Das Essen auf den Tellern duftete würzig. Endlich konnte er seinen Hunger stillen.

Schweigend löffelten alle die kräftige, warme Suppe mit den Fleischstücken und aßen das Brot. Thomas Pellenc goss Wasser und Wein in die irdenen Becher. Als auch die Krüge wieder nachgefüllt waren, setzte er sich auf die Bank und richtete seinen aufmerksamen Blick auf den Wanderprediger.

„Onkel, nun gebt uns die andere Nahrung, nach der wir hungern. Gebt uns das Brot für unsere Seelen.“

Und Octave begann: „Ihr Geliebten, es ist der Weg der Menschen oft ein steiniger und beschwerlicher Weg. Doch einer ist voraus und er hilft, das Ziel zu erreichen. Er hat Worte zum ewigen Leben. Ich lese euch jetzt davon vor.“

Auf ein Handzeichen seines Meisters stand der Junge auf, holte aus seinem Sack das sorgfältig in Leinen eingeschlagene Buch und legte es vor Octave auf den Tisch.

Der blätterte und begann aus dem Johannesevangelium zu lesen: „Jesus sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben …“

Die wohltuende Wärme des Feuers, Octaves ruhige Stimme, die dämmrige Stube mit den fremden und doch seltsam vertrauten Menschen, der Duft von thymiangewürzter Suppe und schwelenden Pinienzapfen – all das strahlte eine starke Geborgenheit auf den Jungen aus. Die Anstrengungen eines langen Tages mit dem Hunger seiner Jugend und in ständiger Wachsamkeit, wie sein Meister es ihn gelehrt hatte, lagen hinter ihm. Nun überließ er sich einer wohligen Müdigkeit. Er lehnte seinen Kopf an die Holzwand. Und die Stube seiner Eltern im kleinen Steinhaus in Mentoulles war ihm so gegenwärtig, als atmete er gleich den vertrauten Geruch der Schafe und des Krautes, das zum Trocknen von den Deckenbalken hing, und er schloss die Augen. Auch ich werde einmal ein Barbe sein und das Evangelium bringen, und sie werden mich Onkel nennen.

Jeanne Pellenc saß ihm gegenüber. Sie betrachtete den Jungen voller Mitgefühl. Ob er weiß, worauf er sich eingelassen hat? Ach Gott, sei gnädig deinen Menschen! Ich habe mein Leben gelebt, aber diese Jungen wissen noch nichts von der Grausamkeit, die du, Gott im Himmel, nicht aufhältst. Sie sah hinüber zu dem alten Louis Serre, ihrem Vater, den immer wieder ein Zittern überlief. Seit man ihn zurückgebracht hatte aus dem Gefängnis in Apt, quälte ihn dieses Zittern. Er hatte abgeschworen, alle Irrtümer des Glaubens widerrufen und gelobt, sich in Zukunft von Ketzerei fern zu halten. Jeanne seufzte. Nie hat er erzählt, was ihm dort geschehen ist; er redet kaum noch ein Wort und starrt abends nur reglos ins Feuer, so wie er es jetzt tut – sitzt da und zittert und schweigt.

Jeanne Pellenc nahm den Krug, ging zu ihrem Vater hinüber und goss ihm den Wein in den Becher. Er griff mit beiden Händen zu, der Becher schwappte über und der Trank lief wie Wundwasser an seinen Fingern herab. Jeanne hielt ihm den Becher an den Mund, er trank gierig und dankte ihr mit den Augen. Sie setzte sich neben ihn auf die Ofenbank und umschloss mit ihren warmen Händen seine kalten. Das Zittern beruhigte sich etwas. Nun konzentrierte sie sich wieder auf die Stimme des alten Barben.

„Die Lehre von den zwei Wegen sagt uns, welcher Weg der unsrige ist: nicht der nach dem Gesetz des alten Testaments, sondern der des neuen Gesetzes in Jesus Christus. Das alte befiehlt, die Feinde zu schlagen und Böses mit Bösem zu vergelten. Aber das neue sagt: Du sollst dich nicht rächen, sondern lasse die Rache dem himmlischen König und lasse diejenigen, die dir Böses tun, im Frieden leben, so wirst du die Vergebung des himmlischen Königs finden. Das alte Gesetz sagt: Liebe deine Freunde und hasse deine Feinde. Aber das neue sagt: Mache es nicht so, sondern liebe deine Feinde. Tue wohl denen, die dich hassen. Bitte für deine Verfolger und für deine Ankläger. Das alte Gesetz befiehlt, die Bösewichte zu bestrafen. Aber das neue sagt: Verzeihe allen Menschen, und du wirst selber Vergebung finden bei deinem himmlischen Vater. Denn wenn du nicht vergibst, wirst du nicht gerettet werden. Niemand soll irgendeinen Menschen hassen …“3

Noch während der alte Prediger las, erhob sich ein unwilliges Murmeln. Er blickte erstaunt auf und brach ab, als er die zornige Miene eines jungen Mannes sah, der ihm gegenüber am Tisch saß.

„Onkel!“, rief dieser. „Was ist das für eine Lehre, die uns verbietet, uns zu wehren! Das kann nicht Gottes Wille sein! Wir machen das nicht länger mit!“ Erregtes Stimmengewirr wurde laut.

Christophe war aufgeschreckt. Er erkannte, dass diese Tischgemeinschaft, die vor kurzer Zeit noch so schweigsam und abwartend dagesessen hatte, nun eine ganz andere geworden war. Spannung lag in der Luft, sogar etwas Feindliches, das sich in den Stimmen und Gesten ausdrückte. Der alte Barbe wandte sich Thomas Pellenc, dem Hausherrn zu. Der stieß seinen Becher auf den Tisch und hob die Hand. Es wurde still.

„In meinem Haus verlange ich Ehrerbietung für einen Prediger unseres Glaubens“, sagte er mit fester Stimme. „Wenn du etwas zu sagen oder zu fragen hast, Antoine, dann tu es jetzt.“

Der Mann, der dem Barben gegenübersaß, stand auf. „Mein Vater wurde als Ketzer verhaftet. Er starb unter der Folter. Meine Mutter brach in meinen Armen tot zusammen, als wir die Nachricht erhielten. Der Besitz meiner Eltern wurde verkauft, der Erlös fiel an die Krone. Die Soldaten unseres Königs brannten mein Elternhaus nieder. So bin ich nun ein Knecht bei Thomas Pellenc, dem ich dafür Dank schulde.“ Bisher hatte er mit gepresster Stimme gesprochen. Jetzt schlug er mit der Faust auf den Tisch. „Und das soll ich verzeihen und vergessen? Nie und nimmer! Ich habe alles verloren, kein Gesetz hat uns geschützt. Aber ein Recht habe ich noch: das Recht zur Rache.“ Seine Stimme verriet starken unterschwelligen Zorn. Die anderen murmelten zustimmend.

„Oder seht euch den Alten dort am Kamin an, Onkel!“ Antoine wies hinüber. „Eine Ruine von einem Menschen! Und wer hat das aus ihm gemacht?“

Als der Greis die auf ihn gerichteten Blicke bemerkte, überkam ihn wieder ein Zittern. Jeanne hielt seine Hände fest und rief aufgebracht: „Hör auf, Antoine!“

Der setzte sich wieder und fuhr mit mühsam beherrschter Stimme zu reden fort: „Jedes Jahr gibt es mehr Gewalttaten gegen uns. Wisst ihr, was das Verbrechen meines Vaters war? Er hat einen Barben beherbergt in seinem Hause, einen Wanderprediger, wie Ihr es seid. Unser Nachbar hat ihn angezeigt, der Schuft. Und dafür wird er mir büßen, er zuerst!“

Der alte Barbe machte eine heftige Bewegung und stieß dabei seinen Becher um. Er bemerkte es nicht. „Aber es ist uns verboten, uns selbst zu rächen!“ Auch Octave sprach nun zornig mit erhobener Stimme. „Das ist unsere waldensische Lehre von alters her. Mein ist die Rache, spricht der Herr.“

„Da kann ich lange warten“, bemerkte Antoine bitter. „Es gibt immer mehr Verurteilungen. Ihr wisst, dass im Erlass über Mérindol neunzehn Waldenser zum Tod verurteilt worden sind. Es ist angeordnet worden, dass der Ort zerstört und unbewohnbar gemacht wird für alle Zeiten …“

„Aber der Herr König hat doch den Erlass ausgesetzt und Mérindol begnadigt!“ Der Barbe hob seine Stimme. „Seht Ihr nicht das Wunder, das da geschehen ist? Der Allmächtige hat das Recht durchgesetzt, ihm sei Lob und Dank. Gebt ihm Antwort darauf, indem Ihr selbst Frieden haltet!“

Ein jüngerer Mann am anderen Ende des langen Tisches war aufgestanden und trat nun vor das flackernde Feuer. Seine Bewegungen hatten etwas Geschmeidiges, Raubtierhaftes. Er bückte sich und legte ein paar Holzscheite nach. Christophe spürte die gebändigte Kraft dieses Mannes, seine natürliche Autorität, und bewundernd sah er auf die hohe Gestalt vor den zuckenden Flammen. Als er zu sprechen begann, wurde es sofort still. Er hat hier eine Stimme, die Gewicht hat, dachte Christophe bei sich. Der Mann richtete seine Worte direkt an Octave.

„Ich bin Eustache Marron, Waldenser aus Überzeugung. Das Urteil über Mérindol ist ausgesetzt, da habt Ihr Recht, Onkel Octave. Aber für wie lange? Es hängt weiterhin über dem Ort als ständige Bedrohung. Sollen wir immer nur zusehen und abwarten? Ich sage Euch: Wir müssen unseren Glauben bezeugen, öffentlich, und dürfen uns nicht länger ducken wie die Feiglinge. In diesem Land sind wir viele Hunderte. Als Glaubensbrüder können wir füreinander einstehen, wenn wir es nur wollen. Einzeln sind wir nichts, aber gemeinsam sind wir stark.“ Er reckte eine geballte Faust in die Höhe. „Sie werden uns fürchten lernen, das verspreche ich Euch.“

Die Männer klopften ihre Zustimmung auf den Holztisch. „Bravo, Eustache!“

Der alte Barbe war blass geworden. „Ihr zeigt den falschen Weg, Eustache“, sagte er laut. „Das ist nicht der Weg unseres Erlösers!“

Eustache Marron gab ihm einen langen Blick aus schmalen Augen. „Ich denke doch“, antwortete er ruhig. „Hat unser Herr nicht gesagt: Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert?“

Octave schüttelte den Kopf. „So hat er es nicht gewollt, so nicht. Gewalt ist vom Bösen. Ihr müsst zeigen, dass ihr gute Untertanen unseres Herrn König seid, dass ihr ehrlich und fleißig das Land bestellt und den Frieden liebt, wie uns unser Herr Jesus Christus geboten hat. Dann kann das Schwert der bösen Macht an euch vorübergehen. Dann werdet ihr Zukunft und Heimat haben.“

In der Stille, die seinen Worten folgte, lag keine Zustimmung.

„So hat auch Pierre Jourdan, Euer Mitbruder gesprochen.“ Thomas Pellenc wählte seine Worte mit Bedacht. „Aber unter der Folter hat er 29 Namen preisgegeben; mein eigener war auch darunter. Viele von uns Waldensern stehen auf ihrer Liste. Antoines Eltern standen darauf. Sie leben nicht mehr, Ihr habt es gehört. Verurteilt worden sind auch Jean Tirasse, Paul und Anne Orcellet, Pierre Baral und sein Sohn Luc. Vor vier Wochen wurde das Haus von Ormond Rey abgebrannt und sein Vieh weggetrieben, er ist im Gefängnis von Apt. Und mein eigener Vater …“, der kräftige Mann stockte und holte tief Luft, „mein Vater … Ihr wisst, was sie mit ihm gemacht haben?“ Octave nickte schwer. „Dann muss ich nicht davon reden. Das geschieht in unserer Zeit, Meister Octave, und das, obwohl unser König François I. uns mit einem Gnadenerlass seinen Schutz zugesagt hat. Ihr predigt den Frieden, Onkel Octave. Aber manche von uns wollen nun um unser Recht kämpfen.“

Da sprang Eustache Marron auf und rief: „Wenn wir überleben wollen, müssen wir kämpfen.“ Blitzschnell zog er einen Dolch aus seinem Stiefelschaft. Er hob ihn in die Höhe, von der Klinge spiegelte Feuerschein zuckend durch den dämmrigen Raum. „Waldenser, wehrt euch!“

Der alte Barbe bemerkte wohl das Feuer in Eustaches Augen und die vibrierende Leidenschaft in seiner Stimme. Entmutigt erkannte er, dass diese starke Persönlichkeit zumindest die jüngeren Männer in seinen Bann gezogen hatte.

Nun stand auch er auf. Christophe blickte auf die beiden Männer. Er verstand, dass zwischen ihnen ein stiller, erbitterter Kampf stattfand. Die gebeugte Gestalt des alten Barben, sein weißes Haar, seine unruhigen Finger, die auf den Tisch klopften – und das unverhohlene Selbstbewusstsein, die ungebrochene Kraft, die der Wortführer ausstrahlte, das Leuchten in den dunklen Augen. Mitleid mit seinem alten Lehrer überkam ihn und eine unbestimmte Angst um ihn.

Octave sagte sehr laut: „Christus spricht: Wer das Schwert ergreift, der wird durch das Schwert umkommen.“

Eine unbehagliche Stille folgte seinen Worten. Octave sah die Männer reihum an, doch alle hatten sie den Blick abgewandt. Auf ihren Gesichtern lag Ablehnung.

Das Feuer war heruntergebrannt. Rauchschwaden hingen in der Stube, der Alte am Kamin begann zu husten.

„Sprecht uns den Segen, Onkel“, sagte Thomas Pellenc, „dass wir zur Ruhe kommen. Ihr habt morgen einen weiten Weg vor Euch.“

Alle falteten die Hände, und die klare Stimme des Predigers füllte den Raum: „Weiseste Dreieinigkeit von tiefer Erforschung, alle Lichter des Himmels weißt du zu zählen. Ehe sie gemacht wurden, wusstest du, wie weit die Bahnen sind, die sie ziehen. Aller Geister Gedanken weißt du zu zählen. Zeige mir den Weg, den ich wählen soll, und gehe du ihn mit mir, damit ich nicht irre.4 Segne das Haus und alle, die darin sind. Segne die Nacht. Lass leuchten dein Licht …“, und die anderen fielen ein: „… dass es erhelle unsere Finsternis. Amen.“

Dann verabschiedeten sich alle von Octave, und er legte jedem zum Segen die Hand auf den Kopf. Ohne zu sprechen, verließen sie nacheinander das Haus und verschwanden in der Dunkelheit.

Thomas Pellenc nahm den Leuchter vom Tisch und führte Octave und Christophe in die Kammer. Voller Sorge meinte er leise zu Octave: „Der Groll bei unseren Leuten wächst von Tag zu Tag. Man kann es ihnen nicht verdenken.“

Octave nickte nur. „Gute Nacht. Und Dank für die Herberge.“

Thomas Pellenc legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ihr werdet bei uns jederzeit die Kammer bereit finden.“

Christophe war müde zum Umfallen. Er warf sich angekleidet auf das Lager. Ein Nachtfalter flog um die Kerze, Christophe folgte ihm mit den Augen. „Er wird sich die Flügel verbrennen“, sagte er laut. Der Alte nickte abwesend.

„Ist Octave dein richtiger Name?“, fragte Christophe zögernd.

„Es ist der Name, unter dem ich im Dienst unseres Glaubens bin“, gab Octave zur Antwort. „Es ist besser, du kennst meinen richtigen Namen nicht. Schlaf in Frieden …“

„… und unter Gottes Schutz“, vollendete Christophe. Er war sehr müde und überließ sich dem ungestörten Schlaf der Jugend.

Der alte Barbe kniete noch lange vor seinem Bett auf dem Boden und betete.

Familienbilder

Der Hang war übersät mit kleinen weißen Narzissen. Wenn der Wind darüber strich, war es, als überliefen Wellen die grünweiße, duftende Aue. Unten am Hügel stand ein Mädchen, versunken in entzücktem Schauen. Eine Goldammer flog auf zum hellen Himmel. Das Mädchen kniete nieder zwischen die Flut von Narzissen, vorsichtig, um keine Blume zu knicken. Mit behutsamen Händen strich sie über die Blüten, beugte sich tief hinunter und sog den schweren süßen Duft ein. Es sah aus, als bete sie in demütig konzentrierter Haltung.

Der Boden war feucht und weich. Sie spürte die Nässe an ihren Knien und stand auf. Der Wind von den Höhen des Luberon wehte kühl und in leichten Böen. Sie streifte ihre Haube zurück und ließ ihr Haar im Wind flattern, spürte den erfrischenden Hauch auf ihrem Gesicht. Sie hörte die Hufschläge nicht auf der schmalen Straße.

Der Reiter zügelte sein Pferd und brachte es zum Stehen. Er hatte sie sofort erkannt und sah zu ihr hinüber, lange, als gäbe es nur sie. Eine Erscheinung wie aus einer anderen Welt, so stand sie da inmitten der Blumen, dieses Mädchen. Er nahm diesen Anblick ganz in sich auf; es war ein Augenblick intensiven Erlebens, obgleich er nicht ahnen konnte, dass er dieses Bild sein Leben lang mit sich tragen sollte: ein Meer von weißen Narzissen und dazwischen seine Tochter, mit geöffneten Händen, warmgoldenes Licht im braunen Haar, das Gesicht der Sonne zugewandt.

Er straffte die Schultern und rief sie an: „Cécile!“

Das Mädchen wandte den Kopf, und ein Lächeln trat auf ihre Züge. Sie hob mit beiden Händen ihren Rock an und rannte die Böschung hinauf.

„Papa!“

Er blickte ihr entgegen. Sie sah die Freude auf seinem Gesicht.

„Ich hab dich nicht gesehen. Wenn du jetzt an mir vorbeigeritten wärst!“

Er lachte und zog sie zu sich hoch auf das Pferd. Sie war leicht und elastisch und saß aufrecht vor ihm, wie sie das schon jahrelang zusammen geübt hatten.

„Reiten wir Galopp!“

Er lächelte über die kindliche Fröhlichkeit ihrer hellen Stimme. „Auf gar keinen Fall! Sieh, da sind schon die ersten Häuser. Wir müssen uns gut benehmen, Baronesse.“

Sie wandte ihm ihr strahlendes Gesicht zu. „Jawohl, Herr Vater.“

Sie zog die Haube wieder über ihr schimmerndes Haar und band die Bänder unter dem Kinn fest.

Der Ort Oppède am Nordhang des Luberon lag schon im Schatten. Die Steinhäuser standen in grauer Strenge, überragt von der wuchtigen Kirche auf dem Felsen. Cécile legte den Kopf zurück und schaute hinauf zur Burg. Nur auf dem Bergfried lag noch letzter Sonnenschein.

Die Wächter traten aus dem Torhaus und beugten sich tief. „Guten Tag, Herr Baron. Guten Tag, Mademoiselle.“ Cécile nickte huldvoll, wie sie das gelehrt worden war, aber ihr herzliches Lächeln milderte den Abstand zu den Leuten. Auch sie sah in wohlwollende Gesichter voller Freundlichkeit. Ein paar Kinder winkten ihr zutraulich.

Cécile lehnte den Kopf an ihren Vater. „Papa, hast du mir …“

„Cécile!“, mahnte er.

„Ich meine: Haben Sie mir aus Aix ein Buch mitgebracht, Herr Vater?“

Der Baron d’Oppède nickte.

„Wie heißt es, Herr Vater?“

Er lachte in sich hinein. „Es heißt: Das Leben der heiligen Cäcilie.“

„O nein“, rief Cécile laut, „das kenne ich doch längst. Ach, Papa!“ Dann merkte sie, dass er sich über sie lustig machte und zwickte ihn in den Arm. „Schämen Sie sich, Herr Vater.“

„Nicht so laut, Cécile! Übrigens, du solltest nicht so viel lesen.“

Sie lachte. „Weil ich ein Mädchen bin. Das hast du schon mal gesagt. Aber du hast mir trotzdem ein Buch mitgebracht?“

Jean d’Oppède drückte sie leicht an sich. „Ja.“ Das Burgtor wurde vor ihnen geöffnet, die Wachen salutierten.

Cécile ließ sich elegant vom Pferd gleiten und neigte den Kopf. „Ich danke Ihnen, Herr Vater. Die Frau Mutter wird über Ihr Kommen genauso entzückt sein wie ich.“ Dabei lagen zwei schelmische Grübchen auf ihren Wangen.

Er lächelte beherrscht und warf die Zügel dem Reitknecht zu. Dann nahm er seine Tochter am Arm, und zusammen stiegen sie die breite Treppe zum Wohntrakt hinauf, Jean Maynier d’Oppède, zweiter Baron von Oppède und seine jüngste Tochter Cécile.

Star

Der Baron betrat seine Schreibstube. Vor der Tür stand wartend der Erste Diener.

„Louis.“

Der alte Mann verneigte sich. „Herr Baron.“ Er betrat hinter seinem Herrn den Raum.

Jean d’Oppède fasste ihn scharf ins Auge. „Berichte!“

Louis sagte leise: „Yves, der Pferdeknecht. Er hat abfällig gegen Sie gesprochen, Monseigneur. Und er kam zweimal zu spät zur Arbeit.“

„Er wird entlassen.“

„Sehr wohl, Herr Baron. Des Weiteren wurde der junge Mormas, der Gerber, gesehen im Gespräch mit einer verdächtigen Person aus Lacoste, genauer gesagt mit Paul Conte, der im letzten Winter in Mérindol zur Arbeit war.“

„Weiterhin im Auge behalten. Sonst noch was?“

Der Diener zögerte. „Ihre Frau Gemahlin …“

Jean d’Oppède sagte abweisend: „Das geht dich nichts an.“

„Sehr wohl, Monseigneur. Nein, sonst gibt es nichts weiter Auffälliges.“

„Gut. Du kannst gehen.“

Der Alte verneigte sich und wandte sich zum Gehen.

„Louis.“

„Ja, Herr Baron?“

Jean d’Oppède sah ihn prüfend an und las in dem zerfurchten Gesicht des Dieners eine kaum verdeckte Besorgnis. Sein Misstrauen wurde geweckt.

„Wage es nicht, mir etwas zu verheimlichen!“

„Bestimmt nicht, gnädiger Herr.“ Mit gesenktem Kopf verließ Louis den Raum.

Star

Die Familie saß am großen Tisch beim Abendessen. Die Köchin Louise hatte sich zu Ehren der Heimkehr des Barons besonders viel Mühe gegeben. Jean d’Oppède schnitt ein Stück Lammbraten ab und kostete bedächtig. Er warf der Köchin, die abwartend neben seinem Stuhl stand, einen anerkennenden Blick zu. „Köstlich, Louise!“

Louises vom Herdfeuer gerötetes Gesicht nahm einen stolzzufriedenen Ausdruck an. „Danke, Herr Baron.“ Sie knickste und eilte in die Küche zurück.

„Wie lang ist Louise schon bei uns, Mama?“

Die Baronin blickte erstaunt auf. „Das weiß ich gar nicht genau, Cécile. Ich denke, sie ist länger auf der Burg als ich. Ich glaube, dein Großvater war es, der sie hergebracht hat.“

Jean d’Oppède sah seine Frau bedeutungsvoll an. „Anne!“ Das Wort klang wie ein ausgesprochener Verweis, und die Baronin wurde sofort unsicher.

„Weißt du, Cécile, ich meinte … vielleicht hat auch deine Großmutter …“ Sie verstummte. Der Baron runzelte verärgert die Stirn.

„Warum interessierst du dich so sehr für die Dienstboten, Cécile? Es war so: Louise kam in ihren jungen Jahren hierher in den Dienst, und mein Vater hat sie dann verheiratet mit seinem Kammerdiener Louis.“

Cécile stocherte träumerisch in ihrem Gemüse. „Louis und Louise, das klingt schön. Waren die beiden sehr verliebt?“

Der Baron warf ihr einen misstrauischen Blick zu. „Was hat denn das damit zu tun?“

Unvermittelt sagte die Baronin Anne mit klarer Stimme: „Louise hat einen Vater für ihr Kind gebraucht. Aber es starb dann kurz nach der Geburt.“

„Die arme Louise!“ Cécile war voller Mitgefühl. „Das wusste ich gar nicht.“

Der Baron sah missbilligend zu seiner Frau hinüber. Ihr Gesicht war ruhig, und sie senkte die Augen nicht vor seinem Blick. Er zuckte die Achseln.

„Wie dem auch sei“, sagte er streng, „die persönlichen Verhältnisse der Knechte sind kein Thema für uns.“ Er wandte sich seinem Sohn zu, der neben ihm saß. „Was mich interessiert, Nicolas: Wie sind deine Prüfungen ausgefallen?“

Nicolas blickte kaum auf vom Teller. „Gut.“

„Warum so einsilbig? In welchen Fächern hast du am besten abgeschnitten?“

Nicolas sah mit düsterem Blick vor sich hin und schwieg.

Cécile antwortete für ihn. „Er hat in Latein und Griechisch eine Auszeichnung bekommen und auch in Alter Geschichte. Monsieur Castagne sagt, Nicolas weiß einfach alles, er könnte in diesen Fächern ohne Mühe mit den Studenten höheren Semesters auf der Universität in Aix konkurrieren.“

Jean d’Oppède legte seinem Sohn wohlwollend die Hand auf den Arm. „Das freut mich sehr, Nicolas. Dann wird dir auch das Studium der Jurisprudenz keine Mühe machen. Denn alte Sprachen und Geschichte – das ist ja ganz schön, aber damit kann ein junger, aufstrebender Mann von Adel nicht gut Karriere machen. Du sollst schließlich kein Stubengelehrter werden, sondern zu gegebener Zeit einmal das politische Leben unseres Staates an entscheidender Stelle mitgestalten. Dein Großvater war ein bedeutender Jurist, und auch ich habe, wie du weißt, auf diesem Gebiet einige Verdienste aufzuweisen. Du studierst also Jura, mein Sohn.“

Nicolas zerkrümelte ein Stück Brot zwischen den Fingern. „Ich studiere Jura, was denn sonst.“

Ein verzweifelter Unterton in seiner Stimme ließ die Mutter aufhorchen. Sie legte die Hand auf seine und suchte seinen Blick. „Nicolas …“

Er sah sie schweigend an. Er hatte dieselben hellen Augen wie sie. Sie suchte nach Worten, aber er zog seine Hand zurück und stand auf.

„Kann ich gehen?“

Der Baron sah wohlgefällig auf seine Familie und sagte aufgeräumt: „Ich dachte, wir treffen uns nachher in der Bibliothek, und ich lese euch wieder einmal vor. Diesmal habe ich für euch das neue Schauspiel des Grafen Lusignan mitgebracht, das letzten Monat in Aix zur Uraufführung gekommen ist. Interessiert dich das, Nicolas?“

Der Junge zuckte die Achseln. „Ich bin verabredet.“

Nach einer fast unmerklichen Pause sagte der Vater ruhig: „Es ist gut, mein Sohn.“ Er versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

Grußlos verließ Nicolas den Raum.

Der Baron sah seine Frau an. „Ist er wieder mit diesem Gerbersohn unterwegs?“ Widerwillen stand auf seinem Gesicht. Niemand antwortete.

„Und du, Claire?“ Er wandte sich an seine ältere Tochter, die die ganze Zeit schweigend und wie abwesend dagesessen hatte.

Claire antwortete freundlich: „Mir macht es nichts aus, Herr Vater, wenn Sie lesen möchten. Ich kann sowieso nicht gut zuhören, denn meine Handarbeit erfordert viel Aufmerksamkeit.“

Der Vater sah ihr ins Gesicht. „Was interessiert dich überhaupt, Claire?“

Sein Ton war scharf geworden, aber sie lächelte ihm in kühler Höflichkeit zu. „Die Bücher in unserer Bibliothek sind sicher alle interessant und lehrreich, Herr Vater.“

„Aber lesen willst du nicht darin.“

Sie überhörte den spöttischen Ton. „Ich muss mich auf meine Heirat einstellen, Herr Vater. Es ist noch viel vorzubereiten.“

Die Baronin sagte schnell: „Natürlich, Claire, mein Kind.“ Sie sah auf das hübsche, helle Gesicht ihrer Tochter und überlegte, dass dieses erstgeborene Kind nie Schwierigkeiten gemacht hatte. Immer hatte Claire alles hingenommen und fraglos getan, was man ihr gesagt hatte. So hatte sie im letzten Jahr ohne Zögern eingewilligt in die Verlobung mit ihrem Vetter, dem jungen Baron von Lauris. Seitdem überwachte sie gewissenhaft die Anfertigung ihrer Aussteuer und stickte mit ausdauernder Sorgfalt an leinenen Tischtüchern. Sie war so anders als ihre beiden jüngeren Geschwister.

Einem plötzlichen Impuls gehorchend, griff die Baronin nach der Hand ihrer Tochter. „Heiratest du ihn nicht gern, Claire?“

Ein Anflug von Verwunderung trat nun auf die ebenmäßigen Züge ihrer Ältesten. „Aber doch, Mutter. Ich habe nichts dagegen, zu heiraten.“ Sie stand auf, knickste vor ihren Eltern und schritt anmutig aus dem Raum. Cécile begann zu lachen.

„Was ist denn jetzt wieder?“, fragte der Vater ungehalten.

Cécile sprang von ihrem Platz auf und lief um den Tisch herum, trat hinter seinen Stuhl und legte die Arme um ihn. „Armer Papa! Sie liest dir zu wenig, und ich lese dir zu viel. Kann man es dir recht machen? Weißt du, du musst einfach den Durchschnitt nehmen, dann kannst du zufrieden sein mit deinen Töchtern.“ Sie schmiegte ihre Wange an sein bärtiges Gesicht.

Er strich ihr leicht übers Haar. Dieses Kind! Aber sie hatte ihn wieder zum Lächeln gebracht. Er stand auf. „Dann lese ich euch beiden vor. Gehen wir also.“

Cécile lief voraus. „Ich zünde schon die Kerzen an.“

Die Bibliothek war ein hoher Raum mit schönen Proportionen. Dicke alte Folianten standen auf schweren Regalen bis zur Decke, aber der Baron Jean d’Oppède sorgte stets dafür, dass die Sammlung auch mit Neuerscheinungen der anerkannten Autoren gut ausgestattet war. Cécile liebte den zarten Geruch von Talg und Staub der alten Bücher und die gefasste Ruhe, die sie zu atmen schienen. Zu diesem Raum gehörte auch das milde Licht der Kerzen auf hohen Leuchtern und die genussvolle Erwartung, die sie jedes Mal überkam, wenn ein neues Werk aufgeschlagen wurde. Der alte Diener Louis hatte schon alles hergerichtet, die leise knackende Glut im Kamin und die bequemen Lederstühle. Cécile kuschelte sich in einen der mächtigen Sessel und wartete auf ihre Eltern. Sie hörte ihre vertrauten Stimmen an der Tür.

„… dass endlich etwas geschehen muss. Weißt du, Anne, es ist immer wieder dieses Mérindol, immer wieder dieser Ort.“ Sie traten miteinander ins Zimmer.

„Mérindol, Mérindol, du Stadt auf dem Berge, o mein Jerusalem …“, sang Cécile leise vor sich hin.

Mit schnellen Schritten war Jean d’Oppède bei ihr, fasste mit beiden Händen die Armlehnen ihres Sessels und sagte scharf: „Woher kennst du dieses Lied?“

Cécile zögerte. „Ich hab es mal gehört. Es hat eine hübsche Melodie …“

Er schnitt ihr das Wort ab. „Wo hast du es gehört, wo?“

„An verschiedenen Orten“, sagte Cécile vorsichtig. „Ich weiß nicht mehr, wo.“

Sie sah erschrocken, dass ihr Vater bleich geworden war vor Zorn und dass seine dunklen Augen finster blickten.

„Ich will diesen Singsang nie mehr hören in diesem Hause. Hast du mich verstanden?“

Cécile senkte den Kopf. „Ja, Herr Vater.“

Star

„… wie Seine Majestät unser Herr König François I. im Februar 1541 mit eigener Hand …“ Der Parlamentssekretär hielt mit gewichtiger Miene das Dokument in seinen Händen. Er las schleppend mit unangebrachten Pausen. „… und so vergeben wir den Abtrünnigen ihre Vergehen gegen die heilige allgemeine Kirche. Wir üben Barmherzigkeit und setzen alle Verurteilungen aus, die das Parlament der Provence in Aix über sie verhängt hat, vorausgesetzt, dass innerhalb von drei Monaten nach Bekanntgabe dieses Gnadenerlasses die Falschgläubigen ihren Irrtümern absagen und abschwören und versprechen, katholisch zu leben …“

Jean Maynier d’Oppède hörte mit wachsender Ungeduld der eintönigen Stimme des Advokaten Guérin zu, der mit unbewegtem Gesicht den königlichen Gnadenerlass verlas. Die Falschgläubigen können sich freuen. Wieder einmal gehen sie gerechtfertigt davon. Denn wo es keine Strafe gibt, nimmt man auch das Vergehen nicht ernst. Der Baron war empört. Spottlieder gegen die heilige Kirche, Widerstand gegen die Staatsgewalt, gewaltsame Gefangenenbefreiung, Beleidigung der Priester … was soll denn alles noch geschehen dürfen, dass die Abtrünnigen endlich ihre gerechte Strafe erhalten!

„… und so wird gemäß des königlichen Erlasses das Gnadenedikt veröffentlicht durch mündliche Bekanntmachung in den Orten Mérindol, Lourmarin, Cabrières, St. Martin …“ Jean d’Oppède ballte seine Hände zu Fäusten. Das ist nicht die Gerechtigkeit, die die Ketzer verdienen. Er hob die Hand.

„Der Baron von Oppède erhält das Wort.“ Die Stimme des Präsidenten Barthélemy de Chassanée verbarg nicht seinen Widerwillen. Mit offensichtlicher Abneigung musterte er die hagere Gestalt des Barons, als ob er schon wüsste, was dieser Oppède jetzt vorbringen würde.

„Herr Präsident, hohes Parlament, ich gebe zu bedenken, ob es nicht klug wäre, diesen Gnadenerlass zunächst nicht zu veröffentlichen. Die Falschgläubigen könnten sich zu sicher fühlen.“

Der Präsident Chassanée sah aus dem Fenster. Der Himmel über Aix war in Unruhe, jeden Augenblick gab es Veränderungen. Jetzt sah er in kaltes Blau, aber von Westen umzog sich der Horizont zusehends, und grauweiße Wolkenfetzen jagten heran, Sturmboten.

„Monsieur“, sagte er abweisend, „als Präsident dieses hohen Parlaments und Spruchkammer der Provence muss ich Sie darauf hinweisen, dass der Gnadenerlass unseres Herrn König laut Ordonnanz vom 28. Februar alsbald zu veröffentlichen ist. Eine Einrede ist nicht möglich, wie Sie wohl wissen.“ Dabei sah er dem Baron mit kaltem Blick entgegen. Dann wandte er sich ab und gab mit müder Handbewegung das Zeichen, den Text weiterzulesen.

Der Baron d’Oppède fühlte sich gedemütigt. Er wusste, dass sehr wohl ein Handlungsspielraum für die Spruchkammer bestanden hätte. Und in der gewonnenen Zeit hätte man neue Verhandlungen in Gang setzen können. Die Ketzer mussten ja mächtige Fürsprecher am Königshof haben. Aber keiner der Räte schien sich darüber aufzuregen. Waren sie denn blind für das, was am Luberon im Gang war? Die heilige allgemeine Kirche war dabei, Schaden zu erleiden. Ungebildete Bauern maßen sich theologische Urteile an. Alles nur ein Deckmantel für Rebellion gegen die Fundamente der Kirche mitsamt dem Staat. So weit ist es gekommen! Mit Härte durchgreifen – warum verstehen diese verweichlichten Herren das immer noch nicht! Die verstricken sich noch bis zur Handlungsunfähigkeit in ihren diplomatischen Fäden, und die Zukunft der Region wird verschlossen. Niedergeschlagen starrte Jean d’Oppède vor sich hin.

Als er nach der Sitzung allein den langen Gang des Justizpalastes hinunterging, fasste ihn jemand leicht am Arm. „Messire?“ Der Baron sah eine wohl bekannte Gestalt in brauner Kutte, Pero Gelido, Mönch und Vertrauensmann des päpstlichen Legaten. Er misstraute diesem kleinen, dunklen Mann. Er wusste nie so recht, in welcher Funktion der auftrat, als Unterhändler oder Priester, als Ratgeber oder als kirchlicher Beobachter. Er verbeugte sich kühl.

Pero Gelido hatte eine sehr klare, leise Stimme. „Gehen wir den Gang auf und ab!“ Er sagte es beiläufig, aber es klang wie ein leiser, scharfer Befehl. „Ich habe Ihren Vorschlag in der Sitzung mit Interesse gehört. Finden Sie, es wäre günstig, das Amt eines zweiten Parlamentspräsidenten zu schaffen? Die Aufgaben sind immens. Ein zweiter Präsident könnte Entscheidungen des amtierenden Vorsitzenden mit vorberaten. Und sollte der Präsident, aus welchen Gründen auch immer, indisponiert sein, könnte der zweite Präsident ihn vertreten. Was meinen Sie?“

Der Baron nickte. Er hatte keine Ahnung, worauf der andere hinauswollte.

„Bischof Trivulce, der päpstliche Vizelegat, hat von Ihrer Treue zu unserer heiligen Kirche gehört. Er ist sehr angetan, Herr Baron, dass Sie damit in die Fußstapfen Ihres Herrn Vaters, des Baron Accurse d’Oppède treten. Wir in der Provence brauchen ein Parlament, das sich neben der Ergebenheit unserem Herrn König gegenüber ebenso stark den Interessen unserer heiligen katholischen Kirche verpflichtet weiß und die Rechte der Kurie wahrzunehmen vermag. Sie, Herr Baron, haben es diesbezüglich an Zeichen nicht fehlen lassen. Der Vizelegat spricht Ihnen durch mich seine Anerkennung aus.“

Der Baron verbeugte sich. „Ich halte mich in der Tat für einen treuen Sohn unserer Mutter Kirche.“

Der Mönch dämpfte seine Stimme noch mehr. „Messire, Sie wären gut geeignet für das Amt eines zweiten Präsidenten. Auch der Bischof von Apt ist dieser Ansicht.“

Mit freudigem Herzklopfen murmelte der Baron: „Es wäre mir eine große Ehre.“

Pero Gelido blieb stehen. Sein spöttischer Blick umfasste sein Gegenüber, dem Stolz im Gesicht stand und hoffnungsvoller Ehrgeiz. Er lächelte in sich hinein. Laut sagte er: „Ich sehe, Baron, wir verstehen uns“, und wandte sich zum Gehen.

Jean d’Oppède hielt ihn zurück. „Aber der Parlamentspräsident, Monsieur de Chassanée, wird nie zugeben, dass ich sein Vertreter werde. Und seine Anhänger im Parlament …“ Er brach ab, als er das kalte Lächeln des Mönches sah.

„Monsieur de Chassanée ist nicht gesund, Baron. Wir können nicht in die Zukunft sehen, die der Allmächtige uns verborgen hat.“

Er drehte sich um und ließ den Baron erstaunt zurück. Von einer Krankheit Chassanées war noch nie die Rede gewesen, und heute hatte der Präsident durchaus im Besitz seiner Kräfte gewirkt. Ein leises Gefühl der Unruhe beschlich ihn, er unterdrückte es. Zweiter Präsident des Parlaments – das wäre ein großer Schritt nach vorn. Und Chassanée ist ja wirklich nicht mehr der Jüngste. Der Mönch hat Recht, wir können nicht in die Zukunft schauen, aber vielleicht tun sich für mich ungeahnte Möglichkeiten am Horizont auf?

Star

Nicolas d’Oppède klopfte seinem Pferd zärtlich den Hals. Er fasste mit der Hand in die derbhaarige, braune Mähne und spürte die Wärme und Lebendigkeit an seinen Fingern. Der Braune stampfte vorsichtig mit den Hufen und zeigte, dass er mit seinem Herrn hinauswollte. Bedauernd zog Nicolas die Hand zurück. „Du musst hier bleiben.“ In der Box daneben schnaubte der Rappe und schlug mit dem Huf gegen die Zwischenwand. „Ich werde ihn nehmen“, murmelte Nicolas, „er muss sich ja an mich gewöhnen.“

Da hörte er den Pfiff, dreimal kurz, einmal lang. Er trat schnell hinaus vor die Stalltür. Es war wirklich Marcel. Breitbeinig stand er im inneren Burgtor mit seinen lachenden Augen und seinem lockigen Haar.

Nicolas freute sich. „Du bist schon zurück?“

Marcel stieß ihn freundschaftlich in die Seite. „War kein Problem. Ich hab die Abkürzung über den Aiguebrun genommen, das Flussbett ist fast ausgetrocknet.“ Er zeigte Nicolas einen schwer gefüllten, alten Lederbeutel. „Alle Ware verkauft! Den Rest des Tages hab ich frei. Hast du Zeit?“

Nicolas nickte. „Ich wollte gerade einen Ausritt machen. Willst du meinen Braunen reiten?“ Sie gingen hinein in den Stall.

Marcel pfiff zwischen den Zähnen. „Gehört der deinem Vater?“ Wie gebannt starrte er auf den Rappen, der jetzt ungeduldig an die Holzwand schlug.

„Es ist meiner.“ Nicolas war verlegen. „Mein Vater hat ihn mir geschenkt, weil ich ja demnächst nach Aix gehe, zum Studium.“

Marcel nickte spöttisch. „Zum Neidischwerden! Der Herr Sohn kriegt ein neues Pferd, einfach so.“

„Ach komm“, Nicolas nahm ihn begütigend am Arm, „du nimmst den Braunen, und unterwegs tauschen wir.“

Sie sattelten die beiden Pferde und schwiegen eine Weile. Eine steile Falte stand zwischen Marcels Brauen. Der Verdienst auf dem Markt in Lourmarin war außergewöhnlich gut gewesen. Aber es würde sehr viele solcher Tage brauchen, um sich so ein Pferd leisten zu können. Und vorher wäre da immer etwas anderes, Nötigeres, das bezahlt werden musste. Nicolas las seinem Freund die Gedanken vom Gesicht ab. Immer wieder gab es solche Augenblicke, in denen ihnen beiden bewusst wurde, welch tiefe Kluft doch zwischen ihnen lag. Er, der Erbe des Adelshauses Maynier d’Oppède und Marcel Mormas, der einfache Gerbersohn aus dem Ort Oppède – und doch waren sie Freunde. Würde es so bleiben können?

Als sie die Pferde den Burgsteig hinabführten, sagte Marcel plötzlich: „Kannst du hier einen Augenblick warten, Nicolas? Ich muss erst meinem Vater das Geld bringen.“

Nicolas war erstaunt. „Aber wir können doch an eurem Haus vorbei und dann über die Heide reiten.“

Marcel warf ihm einen unbehaglichen Blick zu. „Mein Vater wird immer böse, wenn er mich mit dem Herrensöhnchen – damit meint er dich – gesehen hat. Ich hab keine Lust, mir sein Sticheln anzuhören. Bleib hier, es dauert bestimmt nicht lang.“ Schnell bog er um die Ecke.